Heft 
(1987) 43
Seite
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Milcherzeugung und Schweinemast widmete, ist heute dem Kooperationsbereich des VEG Pflanzenproduktion Selbelang angeschlossen.

Ribbeck lieg inmitten jener Landschaft, die als Havelländisches Luch bezeichnet wird, und in der in früheren Zeiten, wie Fontane berichtet, viel Torf gewon­nen wurde. Es ist eine Landschaft, in der vor vielen Jahrtausenden die Glet­scher der Eiszeit tiefe Spuren hinterließen. So entstand durch abfliehende Schmelzwasser die sich von Süden her erstreckende lange Seenkette: der Beetz­see, der von Brandenburg bis Päwesin reicht, der Riewendsee und der Klein- und Groß-Behnitzer See. An diesen schließt sich dann das Waldgebiet der Ribbecker Heide an, die bis fast an das Dorf reicht. Längst sind die umfang­reichen Sumpfgebiete und Moore, die sich einst in dieser Landschaft befanden, und wo damals Torfstecher für einen Hungerlohn arbeiteten, melioriert und zu fruchtbaren Äckern und weiten Wiesen und Weiten geworden, auf denen heute die Rinder der Produktionsgenossenschaften weiden.

Kommt man von Nauen her und hat das Dorf Berge durchquert, so sieht man bald darauf Ribbeck in einer flachen Mulde liegen. Mitten im Ort, gleich links an der Fernverkehrsstraße, finden wir das »Restaurant zum Birnbaum". Seit Jahren ist es aus Altersgründen geschlossen. Hier wird in der ehemaligen Gast­stube heute noch ein Stück des Stammes jenes alten Birnbaumes aufbewahrt, von dem uns die Fontanesche Ballade berichtet. Stolz zeigt uns die Besitzerin, die einstige Wirtin, Frau Wilke, dieses dunkelbraun, fast schwarz gewordene Rudiment, das, altersschwach und hohl geworden, nun von einigen eisernen Reifen zusammengehalten wird.

In einer Sturmnacht im Februar 1911 ist dieser legendenumwobene Baum, der bereits rund einhundertfünfzig Jahre alt und morsch geworden war, ab­gebrochen. Ein etwa ein Meter langes Teil des Stammes nahm der damalige Gutsbesitzer als Erinnerungsstück in sein Haus und benutzte den Baumstumpf als Aufbewahrungsplatz für seine exquisiten Zigarren, die er seinen Gästen zur Begrüßung anzubieten pflegte. Nach 1945, als das Gutshaus anderen Zwecken diente, wurde der Baumstumpf in die Gaststube des Restaurants gerettet. Dort ist er heute noch, trägt aber statt der Zigarrenkiste einen großen Blumentopf mit einer prächtigen Blattpflanze.

Der alten Gaststätte gegenüber, auf der anderen Straßenseite, wurde das neue Klubhaus Ribbecks erbaut, das im November 1978 eingeweiht wurde. Es erhielt den Namen »Theodor Fontane" und hat neben einem großen Saal und Klubräumen auch eine hübsche Gaststätte, die von den auf der Fernverkehrs­straße Reisenden und den Dorfbewohnern viel besucht wird. Im Vorraum hängt ein großes Porträt Fontanes, und in der Gaststätte, ebenfalls gerahmt, in Kunstschrift die berühmte Ballade mit einer Abbildung des alten Birnbaums daneben.

Hier in dem neuen Klubhaus konzentriert sich nun das gesellschaftliche Leben des Dorfes. Hier feiern die Dorfgemeinschaft, die LPG und andere Betriebs­kollektive ihre Feste, hier treffen sich die Waidgenossen der Jagdgesellschaft zu ihren Versammlungen, ebenso wie die Kleingärtner und Kleintierzüchter. Hier finden musikalische Veranstaltungen, Schriftstellerlesungen und Licht­bildervorträge statt, und auch die Dorfjugend trifft sich dort zum Tanz. Gleich hinter dem neuen Klubhaus finden wir das ehemalige Gutshaus, das »Schloß". Es ist ein rechteckiger, zweigeschossiger Putzbau, auf den noch ein

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