Heft 
(1987) 43
Seite
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Mansardenstockwerk aufgesetzt ist, mit einer breiten Freitreppe und schön geschwungenen seitlichen Giebelfronten. Aus ungewohnten römischen Zahlen entziffern wir die Jahreszahl 1822. Über die Entstehung des Baus scheinen sich die Historiker nicht einig zu sein. So kann man lesen, daß das Schloß 1793 errichtet 1 , danach aber oftmals verändert worden sei. Andere Bücher, wie zum Beispiel der Band »Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR Bezirk Potsdam" 2 , geben als Entstehungsdatum das Jahr 1821 an. Ein in Ribbeck ansässiger Ken­ner der Dorfgeschichte erzählte, daß das Schloß einmal aufgestockt worden sei, so daß die Jahreszahl am Giebel des Mansardengeschosses möglicherweise dieses Ereignis der Vollendung des Baues festhält. Seit 1956 befindet sich in dem ehemaligen Gutshaus ein Pflegeheim, in dem etwa 120 ältere Menschen untergebracht und rund 40 Mitarbeiter tätig sind.

Häufig kommen heute noch Menschen von weither, um sich das Ribbecker Herrenhaus, die Kirche und den legendären Birnbaum anzusehen, berichtete mir der Bürgermeister, so bekannt wäre der Ort durch die Fontanesche Ballade geworden. Die große Mehrheit dieser Besucher Ribbecks weiß aber nicht, daß das Schloß, welches sie sich hier anschauen, gar nicht das Haus ist, in dem jener alte Ribbeck lebte, von dem die Ballade erzählt. Dieser legendäre Ribbeck hat mehr als ein Jahrhundert, bevor Fontane die Ballade schrieb, gelebt, von 1689 bis 1759. Man sagt ihm nach, daß er zu den Dorfbewohnern, seinem Gesinde und den Kindern besonders gut gewesen sei.Er hatte Gottes Wort und seine Knechte lieb", schrieb man, als er starb, in das Kirchenbuch.

Dieser Ribbeck wohnte in einem schlichten einstöckigen Hause, einem Doppel­dachhaus, von dem es in der Fontaneschen Ballade heißt: .. . und drei Tage darauf aus dem Doppeldachhaus, trugen von Ribbeck sie hinaus. . Es

stand an derselben Stelle, wo heute das Schloß steht. Nicht weit davon, von hohen Bäumen umgeben, in dem von einer Hecke umrandeten Kirchgarten, ist die Dorfkirche zu finden, ein massiver Putzbau aus dem Anfang des 18. Jahr­hunderts. Die Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1722.

Unter dieser recht stattlichen Kirche befindet sich die Familiengruft der Ribbecks. Der legendäre Birnbaum wuchs jedoch neben dem Kirchturm in einer Ecke zwischen Turm und Kirchenschiff. Hier neben der alten Familien­gruft hätte sich jener Ribbeck bestatten lassen, so berichtete man mir. Heute wächst hier ein Birnbaum, von Ribbeckern gepflanzt. Die Früchte des alten Birnbaums aber sollen sauer gewesen sein. Es waren sogenannte Kodden, wie man diese herben und harten Birnen in der Mark Brandenburg bezeichnet. Doch hat dies die Ribbecker Kinder nicht davon abgehalten, sie zu essen. Wir haben sie immer gegessen", erzählte uns Frau Wilke,wenn sie auch sauer schmeckten."

Seit dieser Baum stand, müssen wohl die Ribbecker Kinder seine Früchte ver­zehrt haben, denn wie wäre sonst die Legende entstanden, die später in aller Munde war. Schon im Jahre 1875, dreizehn Jahre bevor die Fontanesche Bal­lade entstand, schrieb eine Urenkelin des alten Ribbeck, Hertha von Witzleben, später verheiratete von Wiederbach, ein Gedicht über diesen Birnbaum:

Zu Ribbeck an der Kirche

Ein alter Birnbaum steht,

Der mit den üpp'gen Zweigen

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