Rochows, die v. d. Marwitz und Bredows. Letztere wird unter dem Kapitel „Die märkischste aller märkischen Familien" unter die Lupe genommen. Bekanntlich wollte Fontane ihnen ein eigenes Wanderungsbuch widmen. Zu den „Schlichten und Einfachen" der Familien zählt der Autor die v. Britzke, v. Broesigke, v. Thümen u. a. Für jede der behandelten Familien wählte Fischer eine eigene Kapitelüberschrift. So werden beispielsweise in den insgesamt 62 Kapiteln oder Abschnitten des Buches unter solcher Überschrift wie „Pfuhl (der Hölle) und Pfuel von Höllenstein" einige Vertreter derer v. Pfuel vorgestellt. Unter der Überschrift „Was ist des Preußen Vaterland?" geht Fischer auf die v. d. Hagen im Ländchen Rhinow (Kr. Rathenow) ein. Aus der langen Geschlechterreihe j dieser Familie, die bei Fontane kaum erwähnt wird, ragen nur zwei als bedeutend heraus, nämlich der Historiker Thomas Philipp v. d. Hagen und der Germanist Friedrich Heinrich v. d. Hagen. „Europa im Ruhmessaal" betitelt ein Kapitel über die Grafen v. Königsmarck auf Schloß Plaue bei Brandenburg. Auf ihre Geschichte war Fontane ausführlich in den „Fünf Schlössern" eingegangen. Das Kapitel „Verletzte Eitelkeit" gedenkt der Familie v. Rochow. Hier ist es vor allem der Verfasser des „Kinderfreundes" und der durch seine philanthropischen und pädagogischen Bestrebungen bekannte Eberhard v. Rochow auf Reckahn bei Brandenburg, der über alle anderen Abkömmlinge dieser Familie hervorleuchtet.
Kapitel wie „Treppensturz in Hinterpommern", „Leichenwagen", „Der schäbige Kattc" und „Gespenster" machen den Leser neugierig. Hat man sich schließlich bis zum Ende des Buches nebst Anmerkungsapparat von einer Familie zur anderen durchführen lassen, so vermißt man am Ende ein Fazit. Die Fülle des Stoffes hat den Autor schier selbst erdrückt. Als Leser kann man sich allerdings eines gewissen Reizes, der von diesem mit großer Sachkenntnis geschriebenen Buch ausgeht, nicht entziehen. Jeder, der sich intensiv mit Fontanes „Wanderungen" — aus welchen Motiven heraus auch immer — befassen sollte, findet bei Fischer Anregung und auch Unterhaltung. Die Fontane-Rezeption ist um weiteres bemerkenswertes Mosaiksteinchen bereichert worden.
Paul Irving Anderson (Aalen, Württemberg)
Psychographie und Correktur
Plädoyer für die Faksimile-Herausgabe der Handschriften Fontanes
Schon seit den Anfängen der wissenschaftlichen Fontane-Forschung taucht die historisch-kritische Ausgabe wie eine fata morgana auf — zuerst in den zwanziger Jahren bei Fritz Behrend, dann zu Beginn der fünfziger Jahre in der Akademie der Wissenschaften und heute wieder so frisch wie die Venus von Botticelli — blauäugig naiv und mit nichts als wallendem Goldhaar bedeckt.
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