Während die Folio-Ausgabe „jeden Sonntag", also wöchentlich erscheint, ist die Oktavausgabe eine Monatszeitschrift. Die Ursachen für dieses nicht sehr gebräuchliche Gebaren des Verlages dürften, soviel darf man spekulieren, hauptsächlich geschäftlicher Natur gewesen gewesen sein.
Da die Fortsetzungen in der Oktavausgabe über zwei Bände verteilt sind (die noch dazu die Nummern 2 und 3 tragen), während die Folioausgabe den gesamten Roman in einem Band unterbringt, ferner beide Ausgaben den bekannten Holzschnitt (Fontane am Schreibtisch) bringen und den Bearbeitern wohl nur jeweils eine der beiden Ausgaben zur Verfügung stand, ist die Vielfalt der Angaben kein Wunder.
Hier ein Vergleich der beiden dem Verfasser vorliegenden Ausgaben:
1. Vorabdruck des „Stechlin" (Erstveröffentlichung in der Folioausgabe) in: Ueber Land und Meer. Deutsche Illustrirte Zeitung. Stuttgart und Leipzig: Deutsche Verlags-Anstalt. 40. Jg, Bd 79 (Oktober 1897—1898) No. 1, S. 1 bis No. 19, S. 306. B
2. Vorabdruck (Zweitveröffentlichung in der Oktavausgabe) in: lieber Land und Meer. Illustrirte Oktav-Hefte. Stuttgart und Leipzig: Deutsche Verlags- Anstalt. 14. Jg, Bd 2 (1897/98) H. 6 (Dezember 1897), S. 1 bis Bd 3 (1897/98) H. 12, S. 236. ü
Der 1. Vorabdruck fand seine Leser also von Oktober 1897 bis Februar 1898 (19 Wochenausgaben lang), der 2. Vorabdruck von Dezember 1897 bis Juni 1898 (7 Monatsausgaben).
Damit ist geklärt, daß sich der in der Aufbau-Ausgabe und auch bei Hanser genannte Beginn der Veröffentlichung auf den 1. Vorabdruck, die dort genannten Seitenzahlen jedoch auf den 2. Vorabdruck beziehen.
Fragt man nach dem literaturwissenschaftlichen Stellenwert der beiden Ausgaben, so mufj man festhalten, dafj sich der eingangs zitierte Fontanesche Seufzer auf die Buchausgabe und den Erstdruck, also die Folioausgabe, bezieht. Dafj Fontane den Umbruch für den 2. Abdruck in der Oktavausgabe nochmals korrigiert hat, ist nicht bekannt und kann wohl ausgeschlossen werden, denn allein das zweimalige Fortlassen der Kapiteleinteilung (Kapitel 27 und 30 — s. Anm. 5) würde die strenge Fontanesche Kontrolle sicher nicht passiert haben. So kann abschliefjend festgestellt werden, dafj es 3 Abdrucke des „Stechlin" zu Fontanes Lebzeiten gegeben hat: in „Ueber Land und Meer. Deutsche Illustrirte Zeitung" (= Folioausgabe), in „Ueber Land und Meer. Illustrirte Oktav-Hefte" (= Oktavausgabe) und die Buchausgabe, die mit dem Impressum 1899 erscheint, doch vor Fontanes Tod gedruckt und (siehe Anm. 1) vom Dichter noch korrigiert werden konnte.
Anmerkungen
1 Brief an Georg Friedlaender vom 7. Juli 1898. — In: Theodor Fontane, Werke, Schriften u. Briefe. Hrsg, von Walter Keitel u. Helmuth Nürnberger. Abt. IV, Bd 4. München: Hanser 1982, S. 732.
2 Theodor Fontane, Romane und Erzählungen. 3. Aufl. Bd 8. Berlin, Weimar: Aufbau-Verl. 1984, S. 449.
3 Theodor Fontane, Werke, Schriften und Briefe. Abt. I. Sämtl. Romane, Erz., Ged., Nachgelassenes. Bd 5. Der Stechlin. 2. Aufl. — München: Hanser 1980, S. 400.
4 ^Theodor Fontane, Der Stechlin. Erläuterungen u. Dokumente. Hrsg, von Hugo Aust. Stuttgart: Reclam 1978, S. 81.
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