Heft 
(1987) 43
Seite
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[Schach), but it's true, everything about him is sincere ..Bei Fontane heißt es:,Sie hat den ganzen Zauber des Wahren und Natürlichen, bestä­

tigte Nostitz. ,Ich habe nicht viel für ihn übrig, aber das ist wahr, alles an ihm ist echt, . .(S. 39394; meine Hervorhebungen).

Für den Fontanekenner ist jedoch die Hauptschwäche des Valkschen Textes nicht zu übersehen. Sie liegt im Mangel an Konsequenz oder Einheitlichkeit beim Übersetzen von Schlüsselbegriffen und zerstört somit leider für den ausländischen Leser das feine Netz von leitmotivischen Ausdrucksweisen, Vor­ausdeutungen und Rückbezügen, das so charakteristisch ist für die subtile Sprachkunst Fontanes. So wählt Valk z. B. statt des Fontaneschen Titels, Schach von Wuthenow, also statt eines Eigennamens, den verallgemeinernden Titel A Man of Honor (Ein Mann von Ehre). Wenn auch schon damit dem Titel der Übersetzung die Doppelschichtigkeit fehlt des Fontaneschen Titels und Unter­titels (der UntertitelErzählung aus der Zeit des Regiments Gensdarmes" wird nicht übersetzt), die Individuelles und Historisch-Typisches verbinden, so könnte man den Titel dennoch als vertretbar akzeptieren. Allerdings ver­säumt Valk es dann, die Stellen im Werk, die tatsächlich den Motivkreis Ehre" undMann von Ehre" schaffen, einheitlich zu übersetzen, so dal) der formale und gedankliche Zusammenhang des Textes in der Übersetzung ver­lorengeht. So wirdMann von Ehre" (S. 436) einmal richtig als " man of honor" wiedergegeben (S. 60), erscheint dann jedoch plötzlich als " man of integrity" (Mann von Integrität, Rechtschaffenheit"; Fontane, S. 493; Valk, S. 115). Fontanes Begriff derfalschen Ehre" (S. 505506) taucht innerhalb von einer Seite zweimal auf, allerdings leider in unterschiedlicher Überset­zung: als " bogus honor" (gefälschte Ehre") sowie als " hollow honor" (leere Ehre", S. 129).

Ähnlich ergeht es dem für Fontane so wesentlichen Motivkreis vonNatur", demNatürlichen" und seinenKonsequenzen". Fontanes absichtlich doppel­deutige und fein ironische Ausdrucksweise dernatürlichen Konsequenzen" der Beziehung Schachs zu Victoire von Carayon entgeht dem angelsächsischen Leser völlig, da dieser Ausdruck einmal als " logical consequence " (logische Konsequenz", S. 80; vergl. Fontane, S. 456), dann wieder als "natural out- come " (natürliches Ergebnis", S. 119; vergl. Fontane, S. 496) übersetzt wird. Dem englischen Leser Fontanes ist es daher auch kaum möglich, Bülows Worte an Sander in ihrer vollen Bedeutungskraft für den Gesamttext zu verstehen, als dieser abschließend schreibt:Aber gleichviel, sie gefällt ihm, und die Natur zieht ihre Konsequenzen" S. 506). Denn in der Übersetzung heißt es:

" Be that as it may, he has taken a fancy to her, and nature arrives at the obvious conclusion " (. . . die Natur kommt zu dem offensichtlichen Schluß", S. 129). Ähnlich verdunkelt durch inkonsequente Wahl des englischen Aus­drucks werden Bezüge auf SchachsNatur" in Fontanes Text, wie in Victoires letzten Zeilen an Lisette, wo sie vonseiner eigensten und innersten Natur" (S. 508) spricht und meint:Er war seiner ganzen Natur nach auf Repräsen­tation ... gestellt, ..." (S. 509). Valk hingegen wählt einmal den Ausdruck: Schachs " truest and inmost seif " (seinwahrstes und innerstes Selbst", S. 132) und zum anderen: " his whole makeup " (seine ganze Veranlagung", S. 132). Es führte zu weit, auf alle Beispiele dieser Art einzugehen (dem Sprach- gewebe zum SchlüsselbegriffZiel" ergeht es z. B. ähnlich), doch zeigt sich

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