allem eine für das Werk Fontanes wesentliche realistische Komponente, so dafs seinem Werk auf englisch weit weniger Wirklichkeitsbezug und Breitenwirkung innezuwohnen scheint, als es ihm wahrhaft zukommt. 3 Krishna Winstons Unterfangen, die fünf Kapitel des Abschnitts „Der achtzehnte März" aus Von Zwanzig bis Dreißig ins Englische zu übertragen, stellt natürlich schon vom Umfang her (32 Seiten statt 132 bzw. 167 Seiten) kein so kompliziertes Unternehmen dar wie Valks oder Zimmermanns. Auch wählt Fontane für dieses autobiographische Werk angemessenerweise eine weniger breite Tonskala, so daß die Übersetzung sich dem Erzählton dieses Werkes leichter anzupassen vermag. Es liegt allerdings nicht in meiner Absicht, damit die Leistung Winstons herabzusetzen, sondern ich möchte sie lediglich im richtigen Kontext behandeln, damit Valks und Zimmermanns Arbeit ebenfalls entsprechend gewürdigt wird.
Winston beweist besonderen Einfallsreichtum bei der Wiedergabe von umgangssprachlichen Redewendungen und humoristischen Ausdrücken. Fontanes „(j)eder mutete dem anderen zu, die Kastanien aus dem Feuer zu holen" (Autobiographische Schriften, Bd. II, S. 346) erscheint z. B. als: " Each left it to someone eise to be the cat's paw " („Jeder überließ es jemand anderem, die Katzenpfote zu sein" (die einer englischen Überlieferung nach für einen Affen die Kastanien aus dem Feuer holt), S. 308—09). Fontanes humoristische Beschreibung der von seiner Gruppe errichteten Barrikade, „die sich mittlerweile zwar nicht nach der fortifikatorischen, aber desto mehr nach der pittoresken Seite hin entwickelt hatte" (S. 351), da Theaterkulissen verwendet werden, findet eine im Ton höchst entsprechende Übersetzung: " And so I actually stepped up to our barricade, which in the meantime had developed considerably, not so much, to be sure, in the fortificational direction as in the picturesque one" („Und so trat ich wirklich an unsere Barrikade heran, die sich in der Zwischenzeit beträchtlich entwickelt hatte, allerdings nicht so sehr in fortifikatorischer als in pittoresker Hinsicht", S. 312).
An anderer Stelle sind es wiederum gerade die umgangssprachlichen Wendungen, die Winston Schwierigkeiten bereiten. Wenn es im deutschen Text heißt, „(s)o mit Zugeknöpftheiten, das geht nicht mehr" (S. 370), und dies mit " (d]on't be so cautious; that just won't do any more " („sei nicht so vorsichtig; das geht einfach nicht mehr", S. 329) wiedergegeben wird, so ist der englische Ausdruck einfach zu steif und farblos, um den entspannt-anschau- lichen Ton des Deutschen zu treffen. Ähnlich kraftlos-nüchtern und zu eindeutig klingt " People wera weary of the old System of government" („Die Leute waren des alten Regierungssystems müde", S. 306) im Vergleich zu: „Man hatte hier die alte Wirtschaft satt" (S. 343). Schließlich gibt es sogar englische Wendungen, die den deutschen Ausdruck schlichthin verfehlen. So wird „(j]eder war abgespannt" S. 358) mit " (e)veryone was relaxed", also jeder war entspannt (S. 319; meine Hervorhebungen), übersetzt, was natürlich die Stimmung der Szene fast ins Gegenteil verkehrt.
Im ganzen jedoch stellt auch Winstons Übersetzung einen durchaus lohnenden Beitrag zur Verbreitung des Fontaneschen Werkes im angelsächsischen Raum dar, ein, wie schon erwähnt, höchst begrüßenswertes Unterfangen. Um diesem Unternehmen möglichst großen Erfolg zu gewährleisten, hätte man vielleicht vor allem bei der Auswahl der Werke größere Rücksicht nehmen sollen auf
560