Roland Berbig/Otfried Keiler (Berlin) ■ . .
Internationale Arbeitskonferenz in Potsdam: Theodor Fontane im literarischen Leben seiner Zeit (16. bis 20. Juni 1986)
Am Ende einer erst kürzlich in Hamburg gehaltenen, historisch weit ausgreifenden Rede hat Stephan Hermlin auf Theodor Fontane gewiesen (nachzulesen in „Sinn und Form" Heft 5/1986, S. 921). Gegen Verfälschungen von Rechts bliebe noch immer der „eherne Griffel der Weltgeschichte". Objektive Geschichtsabläufe werden beschworen, und subjektive Verbundenheit wird aus gemeinsamer Perspektive bekundet. In vielen Traditionsbe^iehungen, auch denen von Heinrich Mann und Kurt Tucholsky, so unterschiedlich sie lauten, geht es um den Zirkel von Kunstentstehung und Kunstwirkung unter gesellschaftlichem Aspekt.
Wenn sich heute 30 Fachleute aus 11 Staaten eine Woche lang vorrangig mit dem literaturgesellschaftlichen Umfeld beschäftigen, so folgen sie darin einer in der DDR nun schon sehr bewährten Strategie. Je historisch-konkreter wir die zeitgenössischen Bedingungen für das Werk eines Künstlers aufdecken, desto reicher können die Analogien zur Gegenwart hervortreten. Die Wirkungen Fontanes heute und morgen könnten durchaus das Thema für eine weitere Konferenz bilden. Diese Konferenz 1986 kann dafür Vorlauf schaffen, und indem sie sich prononciert mit den „weifjen Flecken" der Biografie beschäftigte, die nur durch Umfeldanalyse klare Konturen gewinnen kann, wandte sie sich den Verlegern und Zeitschriften, den Freunden und Kritikern, anderen zeitgen. Autoren und der Buchmarktentwicklung zu (vgl. Forschungsbericht und Auswahlbibliographie dazu von Keiler in Heft 40 unserer Zeitschrift). Mit tatkräftiger und verständnisvoller Unterstützung durch die Generaldirektion der Deutschen Staatsbibliothek konnten die Resümees aller Referate Monate vorher als Broschüre in die Hand aller Teilnehmer gelangen, so dal) Thesen und Zündstoff genügend angehäuft waren, um aufeinander Bezug zu nehmen.
Die relativ kleine Zahl der Teilnehmer gestattete das Tagen in einer Runde, die sich unter wechselnden Arbeitspräsidien zusammenfand. Neben der verdienstvollen Nestorin Prof. Charlotte Jolles (London) fungierten die Generaldirektorin der Deutschen Staatsbibliothek Prof. Friedhilde Krause und deren Vorgänger Prof. Horst Kunze (Berlin), der amerikanische Komparatist Prof. Henry H. Remak (Bloomington, USA), der sowjetische Gastdozent Dr. Wassili Chabin (Moskau), die Prof. Eda Sagarra (Dublin), unsere Kollegen und Redaktionsmitglieder Dr. Goldammer (Weimar), Joachim Schobe5 und Dr. Joachim Göbel (Potsdam), Dr. Christa Schultze und Dr. Ruth Freydank (Berlin), Dr. Miroslaw Ossowski (Rzeszöw/VR Polen) und Df. Domenico Mugnolo (Bari/Ita- lien). Die Prof. Pierre-Paul Sagave (Paris), Yozo Tatsukawa (Tokyo) und Fre- derick Betz (Carbondale/USA) sandten Grufjschreiben, waren leider verhindert zu kommen.