die Eda Sagarra mit Blick auf die britischen Periodika des Zeitraumes von 1839—1898 vorlegte. Die energische Forderung Henry H. Remaks nach kom- paratistischer Darstellung auch der zeitgenössischen Verhältnisse findet darin eine erste Erfüllung.
Gotthard Erler annoncierte den im Aufbau-Verlag erscheinenden Briefwechsel zwischen Fontane und dem Ehepaar von Merckel, der mehr und andere Themen enthält, als man bisher wußte und vielleicht auch, wegen der antidemokratischen Gesinnung von Merckels, vermutet hat. Aber auch Arbeitsweisen und literarische Pläne spielen eine Rolle, so daß die Korrespondenz trotz ihres privaten Charakters ins literarische Umfeld Berlins führt. Ähnliches gilt für den brieflichen Austausch zwischen Wilhelm Wolfsohn und Theodor Fontane, den Christa Schultze für den Aufbau-Verlag neu vorbereitet hat (vgl. deren Darstellung im gleichen Heft 43). Die Vormärz-Zeitschrift „Eisenbahn" wurde erstmalig von Wulf Wülfing in weiten Teilen analysiert und in ihrer historischen Leistung aufgearbeitet. Fontanes Wortschatz in seinen Beiträgen für dieses Publikationsorgan stellte der Referent neben die Schlagworte des jungen Deutschland und gelangte dabei zu überraschenden Präzisierungen. In ihrer „Neuen Folge" (ab 3. Juli 1841) hatte sich die Zeitschrift radikaldemokratischen Tönen angenähert, und Fontane stimmte in diese ein. Allerdings erinnerte er sich später nur ungern dieser Versuche.
Wülfing blieb nicht bei seiner immensen Materialausbeute stehen. Indem Fontanes Beiträge mit den Korrespondenzen aus Dresden konfrontiert wurden, traten politisches Konzept und poetische Bemühungen um ein neues Publikum mit betont subjektiven Sprechweisen nebeneinander. Dieses wiederum erlaubt eine differenzierte Bewertung seiner Stellung im Vormärz, speziell gegenüber den Positionen von Börne bis Heine. Wenn Fontane noch 1897 (an M. Lazarus) jene Debatten in Leipzig als einen „Vorvor-Rütli" nennt oder auch „Leipziger Rütli", so scheint nicht nur ein Zipfel der tatsächlichen Bedeutung jener Jahre hindurch, man erkennt, was der gesamte Beitrag Wülfings überzeugend demonstrierte: daß der Weg von Berlin nach Leipzig auch der Weg zu einem Journal modernen Typs mit anderen Möglichkeiten des Kampfes war (zumal Fontane offenbar 1842 die Leitung des Blattes angeboten wurde). Daß Fontane diesen Weg nicht weiterging, obwohl seine lyrische Produktion nahe an Heine herangerückt war, daß er schließlich sogar ein dem Hofe nahes Mäzenatentum in Preußen erprobte, kann nun wirklich nur aus ganz weiten historischpolitisch wie biografisch-lokalgeschichtlichen Zusammenhängen erklärt werden. Welches aber sind die Determinaten, welches die individuellen Möglichkeiten und Varianten in einem Schriftstellerleben?
Peter Goldammer beleuchtete das in der Forschung mehrfach (nicht zuletzt von ihm selbst) untersuchte Verhältnis von Storm und Fontane. Als produktiv erwies sich sein Ansatz. Er legte Fontanes Essay aus dem Jahre 1888 über den Husumer Dichter zugrunde, der unvollendet geblieben war, und verglich diesen mit dem Storm-Kapitel in Fontanes autobiographischer Schrift „Von Zwanzig bis Dreißig". Indem er diesen Texten zeitgenössische Rezensionen aus dem Archiv in Potsdam hinzufügte, konnte er zeigen, wie sich schon damals eine Dichter-Typologie als je spezifisches Verständnis der Autoren herausbildete, das bis zu Thomas Mann und in die Gegenwart als Gegensatz von Dichter und Schriftsteller nachwirkte. Im weiten Kontext ordnet sich auch dieses Kapitel
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