lament und Parlamentarismus z. B. betreffend), daß auch mit diesem vergleichenden Beitrag frühere Einschätzungen von Charlotte Jolles bestätigt und weiterführende Aspekte insofern gewonnen wurden, als man nun sehen kann, welche Seiten des Landes und seiner Entwicklung Fontane nicht sah oder sehen wolltevjjPie Rückwendung beider Journalisten nach Deutschland geschieht schließlich unter völlig verschiedenen Zeichen. Freilich war Bücher der politisch Weitsichtigere, und unser aller Bild von Fontanes Zeitgenossen wird um wichtige Positionen (und damit wiederum andere Möglichkeiten für bürgerliche Demokraten unter bestimmten Bedingungen) ausgeweitet. Die Fontane-Biografie jetzt erneut im Lichte der Bismarck-Biografie zu lesen, ist möglich und mehr als wünschenswert (E. Engelsbergs Arbeit liegt seit 1985 vor).
Ein besonderes Kapitel Wirkungsgeschichte beschrieb Hans Ester, indem er Paul Schlenthers Artikel und Aufsätze über Fontane untersuchte.
Schlenthers Herausgebertätigkeit ist bekannt. Sie hat die Fontane-Rezeption am Beginn des 20. Jh. wesentlich bestimmt. Zugleich öffnet sich über ihn ein weiter Horizont nicht nur zu Otto Brahm, Gerhart Hauptmann, auch zu Julius Rodenberg (mit dem er und Erich Schmidt jahrelang befreundet waren) — er schrieb und beherrschte die literarische Meinung bei der „Nation", der „Vossin", „Tribüne" und nicht zuletzt auch zeitweilig im „Magazin für die Litteratur" so, daß andere Berliner Kritiker (wie etwa Bleibtreu) von der „Schlenthei-Clique" sprachen. Umso bemerkenswerter ist Esters Nachweis, der die Korrespondenz mit Fontane neu ordnen und edieren will (mit unveröffentlichtem Material aus dem Potsdamer Fontane-Archiv), daß der Kontakt zwischen Schlenther und Fontane für beide Seiten produktiv wurde. Der Jüngere hat nicht nur das Verdienst, den Älteren auf neue Entwicklungen aufmerksam gemacht zu haben, Fontane, so Ester, habe auch für Schlenthers Literaturauffassung wichtige Bausteine geliefert. Indem in diese Beziehung die spätere Arbeit für die Nachlaßkommission einbezogen werden kann (wofür die Verlagsunterlagen von Friedrich Fontane zur Verfügung stehen), läßt sich nach Meinung des Referenten noch mancher Aufschluß über das „organisierte" literarische Leben zu Fontanes Zeit und in den Jahren nach seinem Tode erwarten.
Vom Theatermann Paul Schlenther (späterem Theaterdirektor in Wien) ließ sich der Bogen zum Theaterkritiker Fontane leicht spannen. Jörg Thunecke ging neue Wege, indem er Fontanes Aufsätzen über bestimmte Stücke die Rezensionen seiner Kollegen Adami (Kreuzzeitung) und Frenzei (Nationalzeitung) gcgenüberstellte. Freilich engte die von Thunecke vorgenommene Einschränkung auf vorwiegend stilistische Gesichtspunkte den Radius der Aussagen ein, da aber Referent die enorme Fülle seines Vergleichsmaterials weiter auswerten will, darf man auf theaterhistorische Einblicke von besonderem Interesse hoffen. John Osborne ortete Fontanes Platz innerhalb der Geschichte des deutschen Theaters im 19. Jh. von einem speziellen Punkt aus. Fontanes Ansichten über die „Meininger" bildeten den Bezugspunkt für sehr interessante interdisziplinäre; Fragen, wie sie im Thema genannt sind. Auch hier konnte der Blick von Fontane weg auf größere Zusammenhänge gerichtet werden, die die noch bei Tucholsky anzutreffende geschmäcklerische Wertung überwinden hilft. Zum Abschluß .der Tagung wurden die stärker historischen und biografiegeschichtlichen Fragen noch einmal auf die editorischen Grundprobleme unserer Forschungen zurückgeführt. . .
574