Heft 
(1987) 43
Seite
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(etwa 1862) bewegen, meldet sich jenseits bürgerlicher Bemühungen schon der Totengräber eben jener Verhältnisse zu Wort, die die Bourgeoisie eben erst (auch als Literaturmarkt) hervorzubringen bemüht ist. In diesen Zusammen­hang gehört die neue Existenz des sog. freien Schriftstellers, den, wie andere Berufe auch, doch nur die Abhängigkeit vom Geld bestimmt (wie Marx in den .Grundrissen" erläutert), und von dem Fontane 1891 schreibt:

Die, die mit Literatur und Tagespolitik handeln, werden reich, die, die sie machen, hungern entweder oder schlagen sich durch. Aus diesem Geld-Elend resultiert das Schlimmere: der Tintensklave wird geboren. Die für .Freiheit' arbeiten, stehen in .Unfreiheit' und sind oft trauriger dran als mittelalterliche Hörige."

Was für eine Wegstrecke, möchte man meinen, wenn man die Anfänge des jungen Apothers mitbedenkt. Aber warum sollte diese Bahn nicht zusätzlichen Genuß von heute aus vermitteln? Mit Stillstand ist angesichts der neuen Auf­gaben in der Fontane-Forschung nicht zu rechnen.

Charlotte Jolles (London)

Berthold Spangenberg (17, 5. 1916 16. 1.1986)

Der plötzliche Tod Berthold Spangenbergs im Januar 1986 wird viele Fontane- Freunde tief betrübt haben. Gehörte er doch zu denen, die nach dem Zweiten Weltkrieg die Fontane-Forschung mit in Gang brachten, um sie dann jahr­zehntelang zu fördern.

Schon 1948 veröffentlichte er in den damals von ihm herausgegebenen Deut­schen Beiträgen einen Artikel von Hans Poeschel zum 50. Todestag Fontanes, der darauf hinwies, daß Fontanes Gedanken- und Gestaltenwelt durch die Geschichte ein schärferes Profil und prophetische Aktualität erfahren habe: .Stehen wir doch auf den Trümmern jener Welt, deren Wanken sein für alle Risse und Gewichtsverlagerungen auf jedem Gebiet seismographisch empfind­licher Geist unablässig registrierte." 1950 nahm bereits der Gedanke einer Fontane-Gesamtausgabe festere Gestalt an, wie ein mir vorliegender Brief bezeugt. Daß dieser Gedanke auf Ereignisse im letzten Kriegsjahr zurückging, erfahren wir von Spangenberg selbst in seinem kleinen Privatdruck Für Fon­tane (1976). Mit der großen Fontane-Ausgabe in seiner Nymphenburger Ver­lagshandlung, der umfassendsten Ausgabe, die wir besitzen, grundlegend vor allem in der Dritten Abteilung, hat Spangenberg seine Vision in die Tat um­gesetzt. Mit Recht betrachtete er selbst diese Edition als Höhepunkt seiner verlegerischen Tätigkeit. Aber das ist bei weitem nicht alles, was Spangenberg erreichte, auch wenn es uns besonders angeht.

Berthold Spangenberg, der gelernte Wirtschafts- und Naturwissenschaftler (Chemiker), war ein Mann, dem es als Pflicht erschien, sich gleich nach dem Zusammenbruch der Naziherrschaft, die auch in seiner Familie Opfer gefordert

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