Heft 
(1987) 43
Seite
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ebenfalls nichts ermittelt werden. Es ist anzunehmen, daß sich das Gemälde der Urania de Poincy, verehelichte von Rohr, im Privatbesitz des Auftraggebers und seiner Nachkommen befand. Obwohl in der Mark Brandenburg behei­matet, waren doch einige Familienmitglieder seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Westpreußen und Schlesien wohnhaft.

So lebte z. B. der älteste Neffe Mathilde von Rohrs, Louis Albert von Rohr (Sohn ihrer ältesten Schwester Luise Antoinette und deren Gatten Friedrich Heinrich Ernst von Rohr) mit seiner Familie in L^zyn/Posen, wo er königlich- preußischer Distriktkommissar war.

Das beschriebene Gemälde befindet sich zur Zeit wegen der umfangreichen- Baumaßnahmen auf dem Gelände der Museumsinsel im Depot der National­galerie.

Bei einigen Mitglieder der Familie von Rohr war ein ausgeprägter Kunstsinn vorhanden, was sich nicht nur in einem privaten Sammelinteresse, sondern auch in der Förderung der Berliner Museen ausdrückte.

So hat der 1865 verstorbene Kammergerichtassessor P. von Rohr der National­galerie 15 000 Thaler vermacht, von deren Zinsen Bilder angekauft werden sollten. Die Landeskunstkommission verwaltete den von Rohr'schen Stiftungs­fond, aus dem u. a. drei Bilder von C. F. Blechen angekauft wurden.Das Palmenhaus auf der Pfaueninsel" befindet sich jetzt in der Neuen National­galerie Berlin-West. Die Suche danach, aus welchem Hause der Rohrs mög­licherweise aus der näheren Umgebung der Mathilde von Rohr besagter Kammergerichtsassessor stammt, blieb trotz umfangreicher und aufwendiger Nachforschungen leider ergebnislos. Die Personalakten des Kammergerichts bis 1900 sind durch Kriegseinwirkungen vernichtet worden. In den Berliner Wohnungsanzeiger- und Adressbüchern von 1823 bis 1863 ist er zwar aufgeführt (seine Wohnsitze oft wechselnd befanden sich stets in der Berliner Fried­richstadt, in der Nähe des Kammergerichtes, Lindenstraße), aber weitere Spuren führten nicht zum gewünschten Erfolg. Im Wohnungsanzeiger von 1863 finden wir ihn in der Hollmachstraße 17 (jetzt Berlin-West, Kreuzberg). Eine Sterbe­urkunde war weder im Evangelischen Kirchenarchiv (Berlin-West) noch in den in Frage kommenden Kirchen Lucas-Kirche, Kirche zum Heiligen Kreuz und Jerusalems-Kirche (Kreuzberg) zu finden. In letzterer war zwar das Kirchenbuch von 1865 nach vorhanden, jedoch durch Wasserschäden völlig unbrauchbar. (Diese Kirche wurde am 3. 2. 1945 durch Bomben zerstört.) An­fragen im Zentralen Staatsarchiv Merseburg, Staatsarchiv Potsdam, Preußisches Staatsarchiv (Berlin-West)- Berliner Stadtarchiv, Nachforschungen in den Stif­tungbüchern der Stadt Berlin waren ergebnislos. Auch die Zentralstelle für Genealogie (Leipzig) konnte in den einschlägigen Adelsnachschlagwerken den obengenannten nicht ermitteln, da er als Nachkommensloser (wahrscheinlich Junggeselle) dort nicht aufgeführt wurde. Es ist auch möglich, daß er nicht in Berlin verstorben ist, sondern auf Reisen oder auf seinem elterlichen Gut, das uns nicht bekannt ist.

Bekannt und geblieben sind dagegen Bilder und Zeichnungen, die von seiner Stiftung erworben wurden und noch heute die Besucher der Nationalgalerie erfreuen. Das Potsdamer Fontane-Archiv besitzt eine Fotografie des Haupt­manns Babo Karl von Rohr (1841-1876), mit dem zusammen Theodor Fontane Schlachtfelder für das 66er Kriegsbuch besichtigte.

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