Heft 
(1987) 43
Seite
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Sicher kann sich Christian Grawes schmaler Band nicht mit jeder umfangreichen Studie zuEffi Briest" messen. Geeignet ist er als Einführung in die Fontane- Literatur für Studenten und fachlich interessierte Laien. Grawes informatives und zum Weiter- bzw. Tieferlesen anregendes Buch verdient seinen Platz in der literaturwissenschaftlichen Ausbildung.

Peter-Uwe Hohendahl: Literarische Kultur im Zeitalter des Libe­ralismus 18301870. München: Verlag C. H. Beck 1985 [Rez. Petra Boden, Berlin)

Anliegen und Konzeption dieser umfangreichen Darstellung entwickelt der Verfasser in erster Linie in der kritischen Auseinandersetzung mit den metho­dologischen Grundlagen der Rezeptionsästhetik, wie sie von Jauss, Iser und Fish profiliert wurden. Von besonderem Interesse sind die in der Einleitung vorgenommenen methodengeschichtlichen Reflexionen vor allem für die jüngere Wissenschaftlergeneration, für deren Selbstverständigung eine Rekonstruktion der Wissenschaftsgeschichte unerläßlich ist. Die Grundlagen der Rezeptions­ästhetik werden beschrieben als Antworten auf offene Fragestellungen der ihr unmittelbar vorausgegangenen Literaturgeschichtsmodelle, so daß der Prozeß von Wissenschaftsgeschichte als ein logisch-systematischer Zusammenhang ihrer wesentlichen Fragestellungen und Lösungsansätze transparent wird. In Ergän­zung und Korrektur zum Konzept des rezeptionsästhetischen Verfahrens ver­wendet Hohendahl den Begriff der »Institution Literatur", weil es ihm damit möglich erscheint,den inneren Zusammenhang von Literaturgeschichte und Sozialgeschichte zu entfalten." (S. 9) Dieser schon vor einer ganzen Generation eingeführte Begriff ist jedoch auch im Rahmen der Rezeptionsästhetik, wo er von Fish 1979 neu bestimmt wurde, nicht hinreichend geklärt. Mit dem Ziel, den Institutionsbegriff präziser zu erfassen und die Fruchtbarkeit der bis­herigen Ansätze zu prüfen, untersucht Hohendahl dessen Verwendung in unter­schiedlichen Wissenschaftsgebieten und fragt seinem Anliegen folgend danach, welcher literaturwissenschaftliche Institutionsbegriff auf welchen sozialwissen- schaftlichen Institutionsbegriff abbildbar ist" (S. 37). Daß Hohendahl die Frage so stellt, ist nicht zuletzt Ergebnis einer eingangs formulierten Beobachtung

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