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Hroßljerzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar.
vor dem Aschenkegel. Es kommt die letzte Arbeit, und mit neuer Kraft geht's über das lose, unter den Füßen fortrollende Aschengestein zur Spitze hinan. Den „Nas- löchern" des Piks entströmten kleine Wölkchen von Wasser- dampf, beweisend, daß noch nicht alles Leben im Berge erloschen ist. Die Sonne war kaum aufgegangen, als wir den Kraterrand erreichten. Weithin über dem Nebelmeer lagerte der langgestreckte Schatten des Berges. Je höher der Fenerball am Himmel emporstieg, desto deutlicher hob sich die Umgebung ans dem Grau der Dämmerung heraus. Die „steinerne Vegetation" bekam Farbe und Leben. Während über der Ferne die Nebel allmählich wichen, so daß im Osten Gran Canaria, im Westen La Palma und im Süden Gomera wie tellerartige Flecken auftauchten, blieben der Küstensaum Teneriffas und der Unterbau des Piks verhüllt. Selbst im tiefsten Blau stehend, blickte ich erstaunt auf das flockige Wolkenmeer weit unter mir. Dann und wann zerriß der dichte Schleier, und auf Augenblicke markierte sich scharf und deutlich, trotz der gähnenden Tiefe, das zackige Küstengelände.
Ter Krater, an dessen Rande wir standen, hat die Rundung einer Ellipse. Ein Kranz von weißlichem Gestein umschließt das nicht allzutiefe Becken, zu dem eine Lücke in der Korona den Zugang gewährt. An manchen Stellen ist der Boden heiß und mit flüssigem Schwefel überzogen; Wasserdämpfe dringen auch hier unter dem Schlackengestein hervor. Durch das Steigen erhitzt, merkten wir nicht, daß die Temperatur eine verhältnismäßig niedrige war. Der Gipfel des 3711 Meter hohen Berges zeigte sich völlig schneefrei, nur in den Spalten und Furchen zwischen den Lavakämmen hatten sich schmale Schneefelder erhalten. In den Wintermonaten freilich starrt die Spitze des Piks von Schnee und Eis. Ihre Besteigung soll dann auch ein gefährliches Wagnis sein.
Ans dem Abstiege, der notgedrungen in raschem Tempo bewerkstelligt wurde, führte mich der Führer zu einem interessanten Punkte, nahe dem alten Kraterrande, der sogenannten Eishöhle. In diesem gewaltigen Felsenloche sammeln sich die atmosphärischen Niederschläge. Mittels einer Leiter gelangten wir in die eisige Tiefe hinunter. Als wir endlich über die Lava hinweg zur Hütte hinabbalanciert waren, fanden wir unsre Pferde schon angeschirrt, zur Heimkehr bereit. Bald umfing uns wieder die Glut der Canadas, nach der vorherigen Kühlung doppelt fühlbar.
HroMzog Kart Almuder W» Z»M-Wmr.
(Zu dem Porträt Seite 341.)
AH ach dem klassischen Musensitz im schönen Thüringen W.V richten sich in diesen Tagen die Augen aller Deutschen: Großherzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach, ein Fürst von echt volkstümlichem Gepräge, nahe verwandt dem deutschen Kaiserhause und hoch verdient um das materielle Gedeihen seines Landes wie um die Förderung von Kunst und Wissenschaft weit über dessen Grenzen hinaus, vollendet am 24. Juni sein achtzigstes Lebensjahr. Ein treuer Hüter des Erbes seiner Ahnen — war doch sein Großvater der Freund Goethes, der großherzige Gönner Friedrich Schillers —, hat er allezeit regen Anteil an der geistigen Entwicklung seines Volkes genommen und in politischer Beziehung stets treu zur nationalen Sache gehalten. Zu Weimar am 24. Juni 1818 geboren, studierte er in Jena und Leipzig, machte alsdann längere Reisen, vermählte sich am 8. Oktober 1842 ini Haag mit der Prinzessin Sophie der Niederlande, Tochter des Königs Wilhelm II., und folgte am 8. Juli 1853 seinem Vater, dem Großherzog Karl Friedrich, in
der Regierung. Unter ihm gelangte in der Musenstadt an der Ilm die Kunst zu neuer Blüte, Weimar wurde, namentlich dank der Wirksamkeit Franz Liszts, ein Wallfahrtsort für die Musiker, und ohne den befruchtenden Einfluß Weimars wären wohl die Bayreuther Festspiele, die später einen Wettrnhm erlangten, nicht möglich gewesen. Aber auch andern Zweigen der Kunst wendete der Großherzog seine rege Teilnahme und thatkrästigen Beistand zu. Die Begründung der Kunstschule und des Museums in Weimar war sein Werk; und wer, der das herrliche Thüringen durchwandert hat, könnte vergessen, welches Verdienst Großherzog Karl Alexander sich erworben hat um die Erneuerung und Ausschmückung der Wartburg bei Eisenach, dieser köstlichen Perle deutscher Fürstensitze, die alljährlich viele Tausende wanderfroher Menschen anlockt und häufig auch den Kaiser Wilhelm II., wie weiland seinen erhabenen Großvater und seinen edeln Vater, als Gast in ihren Mauern sieht! Bei allen diesen idealen Bestrebungen hatte der Großherzog eine eifrige Helferin an seiner Gemahlin Sophie, und wenn bei der Begründung des Goethe-Schiller- Archivs in Weimar und der groß angelegten Neuherausgabe von Goethes Werken auch der Name der hohen Frau in erster Linie genannt wurde — denn ihr hatte Walther von Goethe, der letzte männliche Nachkomme des Altmeisters, den Nachlaß seines unsterblichen Großvaters vermacht —, so hatte doch Großherzog Karl Alexander an der Förderung dieser Angelegenheiten einen hervorragenden Anteil, wie es ja nicht anders zu erwarten war bei dem von echt weimarischen Traditionen erfüllten Enkel Karl Augusts. Auch nach andrer Richtung ähnelt der Enkel seinem berühmten Großvater. Wie Herzog Karl August zu einer Zeit, „da alle wankten und wichen", fest und treu zur deutschen Sache hielt, so zeigte sich auch Großherzog Karl Alexander, der Schivager des Königs und Kaisers Wilhelm I., stets als einen Förderer des deutschen Einheitsgedankens.
Herbe Schicksalsschläge sind dem greisen Fürsten nicht erspart geblieben. Am 20. November 1894 ward ihm durch den Tod der Sohn entrissen, Erbgroßherzog Karl August, und am 23. März 1897 die edle Gemahlin, Großherzogin Sophie. Aber es leben ihm Tochter und Enkel, in deren Glückwünsche zum bevorstehenden Ehrentage ungezählte Tausende aus vollem Herzen einstimmen.
Das Äolfspiel.
Mit Abbildungen nach Momentaufnahmen von Zander L Labisch in Berlin.
Ms Golf," so höre ich. jemand unbedacht sagen, „das ist das neueste Modespiel. Alles, was vornehm sein will, spielt Golf." Aber nur gemach: wir haben es hier nicht mit Lawn Tennis oder Croquet zu thun, die eine Parvenu-Existenz von einigen Jahrzehnten führen, sondern Golf ist ein altehrwürdiges Spiel, das schon 1457 in Schottland so volkstümlich war, daß die Regierung den Versuch machte, es durch strenge Gesetze zu unterdrücken, aus Furcht, daß die Kunst des Bogenschießens, dazumal für die Sicherheit des Landes so wichtig, vernachlässigt werden könnte.
Ob das Spiel wirklich schottischen Ursprungs ist, erscheint zweifelhaft. Man nimmt an, daß es ursprünglich von Holland nach Schottland verpflanzt worden ist, denn es existieren alte Bilder, welche die Holländer bei einem ähnlichen Spiele auf den Eisflächen der niederländischen Häfen und Binnenseen darstellen. Reisende Schotten sollen das Spiel von Holland nach ihrer Heimat mitgebracht und, da sie dort keine Eisflächen hatten, es auf dem flachen Lande weitergespielt haben.