56
Weber Land und Meer.
3
Zchloß TotlS. diach Aufnahmen von Hofphotograph Erdelyi in Budapest. Burg bei schloß TotlS.
frei zu halten wissen. Bisher waltete noch bei vielen die durchaus irrige Meinung vor, das; diejenigen Männer die wahren Freunde der Frauenbewegung wären, die den extra-
die in maßvoller und überzeugender Weise die logisch und ethisch berechtigten Forderungen der Frauen zu stützen und für dieselben einzntreten Willen und Begabung haben. Unter keinen Umständen darf man sich der Illusion hingeben, als sei bereits alles in die rechten Geleise gebracht, als werde die Bewegung in „naturgemäßer" gesunder Entwicklung von selber sortschreiten und zu den erwünschten Zielen führen. Tenn die große Schwierigkeit liegt eben in der sicheren Feststellung dieser Ziele', über die die Meinungen noch sehr anseinandergehen und daher durch fortgesetzte, ans hinreichender Sachkenntnis und Unbefangenheit ruhende Diskussion erst abgesteckt werden müssen. Selbst gründlich gebildete, ja hochgelehrte Männer haben sich über die Bedeutung und Tragweite der Frauenbewegung noch kein Urteil gebildet. Dafür nur ein Beispiel.
Bor einiger Zeit las ich in der „Deutschen Rundschau" einen kurzen, mit H. G. gezeichneten Bericht über einige kleinere, ans die Frauenfrage bezügliche Schriften von Helene Lange. Nach der stilistischen Manier und bei seiner eifriger: Mitarbeiterschaft an der „Rundschau" werde ich wohl nicht sehlgehen, wenn ich H. G. mit Herrn Professor Hermann Grimm identifiziere. Da fiel mir zunächst der Satz ans: „daß es noch immer leicht sei, sich diese Bewegung (der Frauen) mit einem kräftigen Achselzucken vom Leibe zu halten". Er erkennt mit einigen vornehm-kühlen Worten der Bewegung eine gewisse Berechtigung zu, fügt aber, als ob diese großartige Konzession ihm schon leid wäre, sogleich einschränkend hinzu: „daß diese sogenannte Frauenbewegung noch nicht zu der Stärke gediehen sei, daß ein Alaun gezwungen wäre, Stellung zu ihr zu nehmen." Wäre das richtig, so müßte er zunächst die Besprechung von Schriften unterlassen, die eine genaue Kenntnis des Standes der Frauenfrage erfordern, seine Aenßerungen beweisen aber
Aerzte und Lehrerinnen weiblicher Zöglinge ein Recht darcnsi haben, die Unterweisung höchster Art (Umschreibung für Universitütsstndien) für sich in Anspruch zu nehmen." Ja, wenn die Sache so einfach läge! Aber auch der flüchtigste Blick in die programmatischen Schriften der Reformerinnen müßte ihn belehren, daß mit der Erschließung dieser beider: Bernfsarten die Forderungen der vorgeschrittenen Führerinnen durchaus nicht befriedigt sind, das; die Wünsche sehr viel weiter gehen, das; es mit einen: Worte ans eine bedingungslose Konkurrenz mit den: Manne überhaupt abgesehen ist. Auf dem Brüsseler Kongreß ist ganz unumwunden der Zutritt zu den höchsten Staatsämtern gefordert worden. Wie sehr H. G. diese weitgehender: Ansprüche verkennt, geht schon daraus hervor, das; er meint, „die Frauen arbeiten als Aerztinnen und Lehrerinnen an: liebsten unter männlicher Direktion." Er mag doch nur — dieser Vorschlag ist gewiß billig — die Dame, derer: Schriften er beurteilt, fragen,
Er wird vor: ihr erfahren, daß das nicht der Fall ist. An: Schlüsse seines Referats sagt H. G. folgendes: „Die Frauen werden nie aushören, das schwächere Geschlecht zu sein. Auch nie den Wunsch haben, diese Stellung einzubüßen. Was sie fordern, läßt sich sehr wohl übersehen und, scheint uns, heute bereits ohne viel Bedenken erledigen." Jeder Satz ein Irrtum! Die echten und gerechten Vorkärnpferinnen wollen nun einmal von einer Inferiorität ihres Geschlechts nicht das mindeste wissen, und, worauf es h:er am meisten
! ankommt, ihre Forderungen sind keineswegs so leicht zu ^ übersehen. Wir nehmen nur einen Punkt heraus: die aktive ! Teilnahme am politischen Leben, das Wahlrecht. Gewiß ^ giebt es viele einsichtsvolle Frauen, die zu ihren: eignen Glück nichts davon wissen wollen, aber es giebt auch viele, welche das Wahlrecht als ein Hauptziel der Frauenbewegung
j Haus, Familie und öffentliches Leben mir von unheilvoller ^ Wirkung fein könnten, da bin ich mit polemischen Zuschriften ! von „zarter Hand" überflutet worden, die den Reiz und ^ Adel echter Weiblichkeit oft stark vermissen ließen.
^ Den besonnenen Freund der Frauenbewegung werden j solche Vorkommnisse nicht verstimmen, er nimmt sie hin als die notwendigen, jeden: organischen Werdeprozes; anhaftenden
I
Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin.
Uebergangserscheinnngen und bleibt mit seinem Rate nicht ! zurück, wenn kritische Zeiten die gesunde Entwicklung zu hemmen scheinen. Ich glaube, das; für die weiteren Fortschritte der Frauenbewegung eine solche kritische Zeit gekommen ist, die alle besonnenen Frauen und wohlwollenden Männer anffordert, zusammenzustehen und mit ruhiger Euergie an der Weiterführung des Baues fortzuarbeiteu.
^ Wem: ich von Fehlern in der eiugeschlageneu Taktik sprach, so verstehe ich unter diese-: Fehler,: auch die Miß- ! griffe in der Wahl der Themata, die auf den Kongresse-: und sonstigen Vereinigungen zur Diskussion gestellt werden. Jede weitausschauende Aspiration, jede Forderung, für die die bisherige Propaganda keine genügende Vorbereitung gegeben hat, mit der sich also das Volksbewußtsein noch -acht befreundet hat, und vor allem — jede Provokation muß sorgsam vermiede-: werden. Die Zeit der großen Worte und flammenden Proteste hat die gehofften Früchte nicht gezeckigt. Das Schicksal der unehelichen Blätter und unehelichen Kinder und die Anwartschaft auf die höchste-: Staatsstelleu, Themata, die auf der Brüsseler Versammlung ^ eingehend behandelt wurden, sind aus taktische-: Gründen so ^ lange zurückzuhalten, bis die ersten notwendigen Forderungen,
^ mit denen sich jeder Gebildete befreundet hat, zur Verwirk- l-chung gelangt sind. Dazu rechne-: wir in erster Linie die Freigabe des Studiums, die Mündigstellung der Frau
i-n bürgerliche-: Recht und die Erweiterung der bürgerlichen Berufsarten der Frauei:.
Kcrzsg AicimH Mljclm Mi NEeiiviirg- Zlljiimm f.
deutsche Kriegsflotte ist von einem schwere-: Unfall Es betroffen worden, zu dessen beklagenswerten Opfer-: auch ein junger Fürstensohu gehört, der, erst im Anfänge seiner maritime-: Lanfbahn stehend, zu dei: schönsten Hoffnungen für die Zukunft berechtigte. Bei einem heftigen Sturm, der an: Morgen des 22. September wütete, kan: ans der Reede bei Cuxhaven das Torpedoboot 8. 26 zum Kentern, und mit sieben Mann der Besatzung fand mich der Kommandant, Herzog Friedrich Wilhelm vor: Mecklenburg-Schwerin, feinen Tod in den Fluten.
Der Verewigte, geboren an: 5. April 1871, war der erste Sohn aus der dritte-: Ehe des Großherzogs Friedrich Franz II.; seine Mutter ist die Großherzogin Marie, geborene Prinzessin von Schwarzburg-Rudolstadt. Der Herzog war also ein .Halbbruder des am 10. April dieses Jahres verstorbenen Großherzogs Friedrich Franz III. wie des gegenwärtigen Regenten, Herzogs Johann Albrecht, und ein Ohein: des --och unmündigen Grüßherzogs Friedrich Franz IV. L>eit dem Tage, da er sein zwölftes Lebensjahr vollendete, 5. April 1883, wurde der Herzog in den Liste-: der kaiserliche-- Marine geführt, und im Frühjahr 1888 trat er in den aktiven Dienst; Anfangs 1893 wurde er zum Lieutenaut zur See befördert. Im Landheere nahm der Herzog den Rang eines Premierlieutenauts n In suite des 2. Mecklenburgischen Dragonerregiments Nr. 18 ein.
Zu unfern Aitdern.
Aus deu großen Kaiser Manövern bei Totis iu Ungar-: führen wir nach einer photographischen Momentausnahme jene Scene vor, da die beide-: Monarchen ans dem Paradefelde de-: Anmarsch der Truppe-: erwarteten. Kaiser Wilhelm II. trägt die Oberstenuniform seines 7. ungarische-: Husarenregiments. Den beiden Herrscher-: gegenüber hält Feldmarschall-Lieutenant Parmann, Kommandeur der 32. Jnsanteriedwision. Weiterhin bringen wir Ansichten des Schlosses Totis, ii: dessen oberem Stockwerk die Monarchen während der Manöver Ouartier genommen hatten. Kaiser Franz Joseph bewohnte den rechten, Kaiser Wilhelm dei: linken, nach der Gartenfront gerichteter: Flügel. Die romantische, von Wassergräben umgebene alte Burg diente dem militärischen Gefolge zur Wohnung. Das Schloß ist Eigentum des Majoratsherrn voi: Totis, Grasen Esterhazy, und reich an geschichtlichen Denkwürdigkeiten.
Wirkungsvoll rückt die Gewitterstimmuug das Gemälde von Basil Bradley vor Augen: „Abtrieb der Schafe auf der Insel Mai:". Das wellenumrauschte Eiland iu der irische-: See wird häufig von jäh heraufziehendeu Stürmen heimgesucht, und sie vor der Unbill eines solche-: zu schütze--, wird hastig die Schafherde, vom treuen Spitz geleitet, heimgetriebeu.
Seine Meisterschaft in der Behandlung antiker Motive bekundet H. Siemiradzki auch in feinem Gemälde „Aus dem alten Hellas." Der Künstler versetzt uns ii: ein vornehmes Haus. Das Bübchen, das das erquickende Bad bereits hinter sich hat, reckt sich wohlig auf dem Estrich, während sein Schwesterchen noch der ordnender: Hand der Mutter stillhaltei: muß und die Dienerin das feuchte Linnen zum Trocknen ausbreitet.