7t). Band. Vierzigster Jahrgang. Oktober M7—
Preis vierteljährlich 3 M. so. Mit postaufsthlag 5 M. 75.
Redakteur: Ernst Schubert in Stuttgart.
StechLin.
Roman von Theodor Fontane, xm.
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^ oldemar, als er sich von den jungen Damen im Barbyschen Hause verabschiedet hatte, hatte versprechen müssen, seinen Besuch recht bald zu wiederholen.
Aber was war „recht bald"? Er rechnete hin und her und fand, daß der dritte Tag dem etwa entsprechen würde; das war „recht bald" und doch auch wieder nicht zu früh. Und so ging er denn, als der Abend dieses dritten Tages da war, auf
die Hallesche Brücke Zu, wartete hier die Ringbahn ab und fuhr, am Potsdamer- und Brandenburgerthor vorüber, bis an jene seltsame Reichstagsufer- - stelle, wo, von mächtiger Giebelwand herab, ein wohl zwanzig Fuß hohes, riesiges Kaffeemüdchen mit einem ganz kleinen Häubchen auf dem Kopf freundlich auf ^ die Welt der Vorübereilenden heraiederblickt, um ihnen ein Paket Kneippschen Malzkasfee zu präsentieren. An dieser echt berlinisch-pittoresken Ecke stieg Woldemar ab, um die von hier aus nur noch kurze Strecke bis an das Kronprinzenufer zu Fuß zurück- Zulegen. !
Es war gegen acht, als er in dem Barbyschen ! Hause die mit Teppich überdeckte Marmortreppe
Hinaufstieg und die Klingel zog. Im selben Augenblick, wo Jeserich öffnete, sah Woldemar an des alten Dieners verlegenem Gesicht, daß die Damen aller Wahrscheinlichkeit nach wieder nicht zu Hause waren. Aber eine Verstimmung darüber durfte nicht aufkommen, und so ließ er es geschehen, daß Jeserich ihn bei dem alten Grafen meldete.
„Der Herr Gras lassen bitten."
Und nun trat Woldemar in das Zimmer des wieder mal von Neuralgie Geplagten ein, der ihm, auf einen dicken Stock gestützt, unter freundlichem Gruß entgegenkam.
„Aber Herr Graf!" sagte Woldemar und nahm des alten Herrn linken Arm, um ihn bis an seinen
Lerbstabend. Nach dem Gemälde von August Fink.
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1898 (Bd. 79).
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