Heft 
(1898) 11
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Ateöer Land und Meer.

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seiner vornehmen Gebarnng denDirektor für die gebildete Welt". Seine Neigung zog ihn znin Schauspiel und zum feinen Lustspiel hin; als kluger Gefchäftsmaun pflegte er aber auch die Operette und die Wiener Posse. Es herrschte ein guter Ton in feinem Theater, und alles atmete vor­nehmen Stil. Als Ascher die Direktion autrat, hatte er kein Vermögen, und als er am 21. April 1884 zu Merau aus dem Leben schied, hinterließ er über 700000 Gulden, die er in nicht ganz sechs Jahren erworben hatte.

Sein Nachfolger wurde Franz Jauner, der aus Dresden von Ascher nach Wien berufen war und sich als Schauspieler glücklich eingeführt hatte. Jauner führte das Theater mit unverändertem Programm und pekuniär günstigem Erfolge. Die Operetten Fatinitza",Madame Angot",Prinz Methusalem", Schönröschen",Girofle-Girofla", dann die Stücke Tricoche und Cacolet",Mein Leopold",Hase­manns Tochter",Fernande",Andrea",Die Reise um die Erde in achtzig Tagen",Der Kurier des Zaren" und viele andre haben eine lange Reihe von Vorstellungen erlebt. Nach sechs Jahren trat Jauner zurück, da er mittlerweile zum Direktor des Hofopern­theaters ernannt worden war.

Franz Tewele, der sein glänzendes Engagement im Stadttheater anfgegeben hatte, führte die Direktion vom 7. September 1878 bis 15. Februar 1882 mitheißem Bemühen", dann gab er den Kamps auf. Ein Komitee leitete die Saison glücklich zum Abschlüsse. Friedrich Strampfer lavierte dann fünf Monate.

Karl Tatarczy, der Pächter des Herkulesbades in Ungarn, ein braver Mann, der jedoch nichts vom Theater verstand, setzte vom 1. Oktober 1884 bis zum 1. Juli 1887 80000 Gulden zu, dann kam Franz

zu halten. Vom 1. August 1889 bis Ende Juli 1895 führte der frühere Direktor des Josefstädter Theaters, Karl Blafel, einer der beliebtesten Wiener Komiker, die Direktion des Carltheaters. Er hat

sich sechs Jahre redlich geplagt, und als die Ge­schäfte anfingen, sich zu heben, steigerten die Haus­besitzer ihre Ansprüche, und Blasel ging.

Seit dem 4. Oktober 1895 ist Franz Ritter von Jauner wieder Direktor. Er ließ das Theater mit großem Kosteu- aufwande neu Herrichten, brachte neue Kompouisten, neue Dichter, neue Darsteller, stattete die Stücke mit verschwen­derischer Pracht aus, und so läßt sich hoffen, daß das Carltheater trotz der Ungunst der Zeitverhältnisse wieder besseren Tagen entgegensieht. Die letzten Erfolge sprechen dafür.. L. Rosner.

geschuhte" des Volkes und der Gesellschaft einen weit über Deutschlands Grenzen hinausgeheuden, man darf wohl sagen: einen Weltruf besitzen. Zahllose Freunde hat er sich auch während feiner dreiuudvierzigjährigen Thätigkeit

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als besondere Zugkraft ausgenommen), denn bei aller Ruhe in feinem Vortrag wußte er doch durch die Wärme, mit der er sprach, und der man es anfühlte, daß feine ganze Persönlichkeit dabei war, nicht Zuletzt aber durch seinen nie versagenden Humor die Zuhörer zu fesseln; Riehl hatte immer einen der größten Hörsäle der Universität und dozierte nie vor leeren Bänken.

Es war aber auch ein hoher geistiger Genuß, Riehl

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den letzten Jahren reiche Ernte ge­halten: Winkelmann, Wattenbach, Sybel und Treitfchke, die Häupter der politischen Schule, sind in rascher Aufeinanderfolge dahin­gegangen, als wollte sie ein gütiges Geschick vor den Stürmen bewahren, die in der geschichtlichen Wissen­schaft, welche sie so fest gegründet zu haben glaubten, auszubrechen

gebrochen sind. Ihnen ist nun auch am 16. November der größte deutsche Kulturhistoriker nachgefolgt. Psychi­schen Vorlesungen angekündigt ^ als ihn ein heimtückisches Leiden aufs Krankenlager warf, von dem er sich nicht wieder erheben sollte.

Es kann hier nicht meine Auf­gabe fein, den Lebensgang des Ver­storbenen, seine Thätigkeit in den Redaktionen verschiedener Zeit­schriften, als Mitglied der National­versammlung in Frankfurt, als musikalischer Leiter des Wiesbadener Hoftheaters (1848 bis 1851) und so weiter im einzelnen zu schil­dern; desgleichen möchte ich mir eine Aufzählung feiner zahlreichen Werke schenken; giebt es doch nur wenige gebildete Deutsche, die sich nicht an feinen feinsinnigen, oft mit einem herzgewinnenden Humor gewürzten, stets aber durch charakte­ristisches Zeitkolorit ausgezeichneten kulturhistorischen Novellen und Er­zählungen erfreut und aus ihnen

Reliefbildnis Anion Rubinsteins in Ltnttgart, enthüllt am 30. November.

Von Theodor Bausch.

als bloßes Wissen, konnte mau auch Gewinn für Herz und Gemüt erlangen. Ein geradezu ergreifendes Bild bot der Verewigte in den letzten Jahres: (wo er doch schon unter den Gebresten des Alters litt, so frei und stolz er auch noch das mächtige Haupt mit den charakteristischen geistreiches: Zügen trug) auf dem Katheder. Wenn er mit leise zitternder Hand die Stahlbrille auffetzte, das Pult zurecht­rückte und fein Konzept ordnete (er trug zwar fast alles aus dem Gedächtnis vor), wenn er dann anfiug, mit starker, ruhiger Stimnie, nie sich wiederholend, nie sich verbessernd, in gefälligem, ununterbrochenem Flusse zu sprechen, wenn dann gar noch die Frühlingssonne durch die Fenster des Saales schlich und feine Züge ver goldete, daun teilte sich etwas von der abgeklärten Ruhe des Greises auch feinen Zuhörern mit, selbst die Stürme der Gegenwart verloren ihre Häßlichkeit im Spiegel seiner milden, poetisch-sanften Auffassung und feiner klaren, gerechten Darstellung. Und erstaunen mußte inan vor der Fülle und Vielgestaltigkeit der Welt, die der Dichter der deutschen Geschichte in sich trug, und die sich in vielen seiner Vortrüge dem ver­ständigen Zuhörer klar und deutlich erösfnete. Alan fühlte bei Riehl immer, daß er ein Stück, und zwar ein hochbedeutendes, wechfelvolles und folgenschweres Stück Weltgeschichte nicht nur miterlebt, sondern auch erfaßt und verarbeitet hatte. Gerade jene Partien feines Vortrages, in denen er aus dem reichen Schatze feiner eignen Erlebnisse spendete, waren vielleicht die interessantesten und wertvollsten, wie gerade hier sich auch die ganze Wucht seiner Persönlichkeit am besten offenbarte. Vor allen: aber war es der erzieherische Wert seiner Vorträge, der, wie schon augedeutet, Riehls Thätigkeit als akademischer Lehrer vor: unschütz­barer Bedeutung erscheinen ließ; denn wohl keiner feiner Hörer konnte sich dem Einfluß seines goldene:: Gemütes, feiner milden Versöhnlichkeit entziehen.

Viele erhofften von Riehl eine Zusammenfassung feiner Studier: zu einer Kulturgeschichte unsers Volkes; sie wurden enttäuscht. Vielleicht hat der Verewigte angesichts der Gegensätze, die heute die historische Forschung be­herrschen, wo sich Kulturgeschichte und politische Historie gegenseitig aufs bitterste befehden und einander die Exi­stenzberechtigung absprechen, die Ausführung eines derartigen Werkes unterlassen. Und doch könnten gerade in diesem Punkte die Jüngeren von ihm lernen. Er hat keine Systeme mit philosophischer Dialektik ausgearbeitet, er hat auch nie je­mand angegriffen und nie jemand lächerlich gemacht; aber er hat froh und freudig gearbeitet ein Leben lang, und was man heutzutage als das Neueste vom Neuen auszuposaunen be­liebt, in schlichter, poesievoller Natürlichkeit hat er es, im Keime wenigstens, zur That zu machen gesucht: eine Lebens­geschichte des Volkes zu geben, in der die psychischen Kräfte desselben als letzte Triebfeder der individuellen Einzelerscheinungen wirken. K. Lory.

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ZUm 30. November, dem Ge- MV burtstage des verewigten großen Tonmeisters, wurde an dem Hause Augusteustraße 1 in Stuttgart, das Anton Rubinstein während des Jahres 1856 be­wohnt hat, eine Bronzetafel mit seinem Reliefbildnis enthüllt. Das vorzüglich ausgeführte Werk, das die Züge des berühmten Künstlers in größter Porträtühnlichkeit wieder- giebt, ist eine Schöpfung des Bild­hauers Theodor Bausch zu Stutt­gart. Im Jahre 1849 daselbst geboren, besuchte Bausch die Kunst­schule feiner Vaterstadt und trat dann als Schüler in das Meister­atelier von Professor Johannes Schilling in Dresden ein. Mehrere Jahre war er an dessen Arbeiten beteiligt, unter andern: an den­jenigen für das gewaltige National­denkmal auf dem Niederwald. Nach längeren Studier: und Reisen ir: Italien und Frankreich ließ sich Theodor Bausch dauernd in feiner Vaterstadt nieder und schuf für öffentliche Bauten wie im Privat­auftrag zahlreiche hervorragende Bildwerke. Auch andre süddeutsche Städte, wie Straßburg, Speyer, Darmstadt, Ulm, weisen bedeu­tende Arbeiten voi: seiner Hand auf. Sein jüngstes Werk ist das hier wiedergegebene Rubinstein- Reliefbildnis.