kein Anderer, und auch im literarischen Teil der Zeitung, der ihm wegen seines reichen und umfassenden Wissens überlassen war, führte er diesen Kampf, wenn auch mehr zwischen als in den Zeilen."
Nach der Reaktionszeit war Weiß gleichzeitig Herausgeber der „Zeitschrift des Zentralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen" (1859—62). In der 1861 gegründeten Deutschen Fortschrittspartei, die zunächst die liberalen wie die demokratischen Kräfte aus Bürgertum und Kleinbürgertum vereinigte und bei den Wahlen, vor allem unter dem Einfluß der von der Bourgeoisie gegründeten Arbeiterbildungsvereine, auch die Stimmen vieler Arbeiter gewinnen konnte, stand er auf dem äußersten linken Flügel, der unter Führung von Jacoby bemüht war, gestützt auf die Volksbewegung eine kämpferische Politik zu entwickeln, deren Ziel eine durchgreifende Liberalisierung in Preußen als Voraussetzung der für die von der Partei erstrebte kleindeutsche Lösung der nationalen Frage Deutschlands war. In diesem Zusammenhang verließ Weiß die gemäßigte „Vossische Zeitung" und übernahm am 1. 10. 1863 die Leitung der seit 1861 erscheinenden „Berliner Reform", die in der Tradition von Arnold Ruges „Deutscher Reform" aus den Tagen der Revolution stand und deren Chefredakteur bis dahin der ehemalige Junghegelianer Eduard Meyen gewesen war. Das Ausscheiden aus der „Vossischen Zeitung" hat offenbar das Vertrauensverhältnis zu deren Leitung nicht getrübt; Weiß blieb ihr als freier Mitarbeiter verbunden.
Auf dem Höhepunkt des Verfassungskonflikts bemühten sich Jacoby und Weiß, die Linken in der Fortschrittspartei zu entschiedenen Aktionen gegen Bismarck zu drängen. Seit 1864 arbeitete in der Redaktion auch Friedrich Stephany ' (1830—1912), der später, seit 1880 Chefredakteur der „Vossischen Zeitung", einer der wichtigsten literarisch-politischen Partner und Vermittler des alten Fontane wurde. Stephany, nach einer nicht näher begründeten Information Franz Mehrings ,in einem gelehrten Beruf gescheitert' 9 , war dadurch bekannt geworden, daß er als Vorsitzender des Vorstädtischen Handwerkervereins, in dem sich vor allem die qualifizierten Maschinenbauarbeiter der Fabriken um das Oranienburger Tor organisiert hatten, am 12. 4. 1862 Ferdinand Lassalle zum ersten Male Gelegenheit gegeben hatte, in einer Arbeiterversammlung die Grundzüge seines „Arbeiterprogramms" vorzutragen. Er hatte anfangs wohl auch am Ende 1864 gegründeten „Sozialdemokrat", dem Organ des Allgmeinen Deutschen Arbeiter-Vereins, mitgearbeitet, der durch die .Mitwirkung von Marx und Engels wie zahlreicher mit der Arbeiterbewegung sympathisierender Demokraten für kurze Zeit zum Sprachrohr der radikalen Opposition wurde. Nach der Annäherung der Führung des ADAV an Bismarck kam es schon im Frühjahr 1965 zur Distanzierung von Marx und Engels und nachfolgend der meisten Demokraten vom „Sozialdemokrat": in dieser Auseinandersetzung trat die „Berliner Reform" an die Seite von Marx und Engels und bot ihnen Gelegenheit, ihre Positionen offensiv darzulegen. Seit dieser Zeit gab es mehrfach Kontakte von Marx zu Weiß, wie sich auch freundschaftliche Beziehungen zu anderen späteren Eisenachern entwickelten, vor allem Bebel und Liebknecht, die sich von Sachsen aus um die Zusammenarbeit der sich herausbildenden marxistischen Arbeiterbewegung mit der bürgerlichen Demokratie im Kampf gegen den preußischen Militarismus und die Staatsstreichpolitik Bismarcks bemühten. Nachdem die wachsende Volksbewegung
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