Heft 
(1987) 44
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Schreiber der-Geschichten, mit dem verhaltenen Fluche: Wahrlich, denn mir selber ist so geschehen! hervor.

(...)

Die meisten der Ziegler'schen Arbeiten stammen aus den Jahren 185060, aus der Zeit also, in welcher der Mann,dem in seinem Leben viel bitteres Un­recht geworden" wie dieser Tage in einer seltsamen Anwandlung frei­williger Ehrlichkeit die Nordd. Allg. Ztg., das Regierungsblatt in Preußen, sagte auf der Höhe des reifen Mannesalters sich zurückgeworfen sah an die Schwelle des Lebenserwerbes. In dieser, der Verzweiflung so bequemen Lage trat neben Weib und Kind und das Herzhafte solcher Liebe preist er wieder­holt in bewegten Worten als ernsthafte Freundin ihm zur Seite sie, die sonst der Jugend lockige Scheitel liebt, die Dichtkunst, und in ihrem Dienste gewann er den Arbeitsfrohmuth wieder. Das ruht wie ein Segensspruch auf diesen Bänden, auch für den Leser.

Quelle: Die Wage. Wochenblatt für Politik und Litaratur. Hg. von Dr. Guido Weiß. 2. Jahrgang, Nr. 31 vom 31. 7. 1874 und Nr. 32 vom 7. 8. 1874.

2. Fontane an Guido Weiß

Berlin, Anfang August 1889 (Entwurf)

Hochgeehrter Herr Doktor,

Auf der Kissinger Brunnen-Promenade hatte vor gerade 8 Tagen meine Frau die Freude, die Bekanntschaft Ihrer Frau Tochter zu machen und aus dem Munde derselben von einem Essay zu hören, den Sie, hochgeehrter Herr Doktor, geschrieben haben sollen. Und ein Held darin bin ich. Da ich mir nicht oft in dieser Rolle vorgestellt worden bin, so begreifen Sie, daß ich danach dürste, diese neue Bekanntschaft zu machen. Wo finde ich es oder mich? An welche Zeitung oder vielleicht selbst an welche Buchhandlung (wenn als Broschüre erschienen) habe ich mich zu wenden? Ihre Güte wird sich mir Neugierigem erbarmen und mir eine kurze Benachrichtigung gönnen.

Ihnen schon herzlich dankend, zugleich mit dem Ausdruck lebhaften Be­dauerns, daß es mir in Folge unserer bevorstehenden Abreise versagt blieb, Ihre Frau Tochter auch meinerseits kennen zu lernen.

in vorzüglicher Ergebenheit Th. Fontane

Quelle: Theodor Fontane: Briefe an die Freunde. Letzte Auslese. Hrsg, von Friedrich Fontane und Hermann Fricke. 2 Bde. Berlin: 1943, 2. Bd, S. 454.

3. Guido Weiß: Musen und Grazien in der Mark

Als Goethe vor nun fast hundert Jahren seinen harmlosen Spaß mit dem würdigen Pastor zu Werneuchen und dessen Almanach der Musen und Grazien, war mit dem Anlaß des Gedichts auch die Überschrift von selbst gegeben; sie sollte eben nur die Philisterhaftigkeit des geistlichen Herrn, die Dürftigkeit der Natur, die er besang, und der geistigen Genüsse, an denen er sich ergetzte, verspotten 49 . Und dazu war damals guter Grund vorhanden: die Mark Brandenburg, die man zumeist nur nach der nächsten Umgebung Berlins kannte und würdigte, kein deutscher Landstrich, dessen Bedeutung der­maßen von der Hauptstadt aufgesogen wurde und wird, wie die Mark!

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