(Berlin) zeigt, scheint der Erstdruck tatsächlich ohne wesentliche Setzereingriffe erfolgt zu sein; mehrere Apostrophe, die in Vs2 fehlen, könnte Emilie Fontane schon bei der Abschrift hinzugefügt haben.
Am 4. November schickte Fontane das „Manuskript" für die Buchausgabe an Wilhelm Friedrich nach Leipzig. Ob der Ausdruck hier nur Satzvorlage oder zugleich auch Handschrift bedeutet (d. h. die Abschrift von der Hand Emilie Fontanes, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. In dem Begleitbrief heißt es: „Da ich die Arbeit, vor drei Monaten erst, aufs genaueste durchgesehen habe (im Druck hab ich noch keine Zeile davon gelesen), so scheint es mir nicht sehr wahrscheinlich, dass ich noch zu ändern finden werde. Möglich aber wäre es doch, dass mir eine Stelle total missfiele, für welchen Fall ich schon heut um Erlaubnis bitte, auch auf dem Revisionsbogen noch ändern zu können." 39 In der Tat hat Fontane den Wortlaut der Buchausgabe noch vielfach verändert. Die meisten Differenzen jedoch, d. h. die „accidental variants", gehen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht auf den Autor zurück. Es handelte sich nämlich in der Hauptsache um Veränderungen der Orthographie und der Interpunktion, die erkennen lassen, daß in dem Leipziger Verlag oder in der Druckerei Emil Herrmann Senior in Leipzig die sogenannte Puttkamer- sche Rechtschreibung maßgebend war, d. h. jene vereinfachte Orthographie, die der preußische Kultusminister Robert Viktor von Puttkamer im Januar 1880 für die Schulen des Landes verbindlich gemacht hatte. Diese Orthographie, eine Vorstufe der Dudenschen, hatten die meisten anderen deutschen Länder ebenfalls eingeführt, während in Preußen selbst Bismarck, der auch in solchen Fragen erzkonservative Ministerpräsident und deutsche Reichskanzler, den Behörden ihre Anwendung ausdrücklich untersagt hatte. Danjit (und nicht allein mit Fontanes Wunsch nach korrekter Wiedergabe der Vorlage) mag es Zusammenhängen, daß die in Berlin erscheinende „Vossische Zeitung" „Schach von Wuthenow" nicht in der neuen Rechtschreibung brachte. Unter den 104 Textdifferenzen 40 oder „accidental variants" im vierzehnten Kapitel finden sich 14 Interpunktionsvarianten und 36 in der Buchausgabe getilgte Apostrophe. Des weiteren wird, gemäß den Regeln der Puttkamerschen Orthographie, th zu t (13), todt zu tot (3), blos zu bloß (3). Verben, die auf -ieren enden, erscheinen im Vorabdruck noch ohne Dehnungs-e (passirte, balancirte, flan- kirten). Zehnmal werden Fremdwörter orthographisch eingedeutscht (Corri- dor — Korridor, Rococo — Rokoko, broncener — bronzener, Sopha — Sofa, Krucifix — Kruzifix, Coriander — Koriander, Conferenz — Konferenz); siebenmal werden ursprünglich getrennt geschriebene Komposita zusammengeschrie- ben (Erinnerungs-Gegenstände — Erinnerungsgegenstände, hinaus zu jagen — hinauszujagen, Zehnpfund-Gewicht — Zehnpfundgewicht u. ä.). Ferner finden sich Abweichungen in der mundartlichen Rede (5), die möglicherweise auf Fontane zurückgehen, und bei der Groß- und Kleinschreibung (1); zweimal werden Abkürzungen in der Buchausgabe aufgelöst. Zu den rein orthographischen Differenzen kommen sieben Varianten einzelner Wortformen hinzu, indem entweder ein elidierter unbetonter Vokal hinzugefügt oder, seltener, eine Elision vom Setzer der Buchausgabe verursacht wurde (Ansehn — Ansehen, Gezweig - Gezweige, Gnädge - Gnädige, eh - ehe, trocknen — trockenen. Supp' — Suppe, offene — offne). Wir kommen in anderem Zusammenhang auf diese häufig auftretenden Setzereingriffe zurück.
678