Heft 
(1889) 03
Seite
41
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Berlin, den ^9- Mktober.

Aboimementspreio

bei der Post oder im Buchhandel vierteljährlich 3 Mark.

1889.

Anhalt : Schneidiges Liebchen. Von Hans Hopfen lF-vitsetzuntz). Ans Geibels Eschebcrger Tagen. Von Karl Theodor Gaedcrtz. - Jung-Ofay's Weisen. Von Ola Hanssvn (Schlus!). Erinnerungen ans meinem Leben. Von Friedrich Spielhagen (Fortsetzung). Gros;- und Kleinrnssen l. Von Karl Emil Franzos. Tic erste Entscheidung über das National- denkmnl für Kaiser Wilhelm I. Von Bruno Ntcher. Gegen die Prüderie. Von F. M. Kleine Kritik. Briefkasten der Redaktion.

Eine neue Geschichte des Majors.

Von

Hans Hopfen.

iA-r (Fortsetzung.)

^^ste sah mich mit großen Angen an nnd schwieg. Ihre Angcn waren wunderschön. Mein einzig Licht in der Nacht schien von ihnen anszngehen nnd in der eindringlichen Külte mein Blnt wohlthätig zn erwärmen.

Laß mich Deine Hand küssen!" bat ich.

Sie schüttelte wortlos das Haupt.

Da faßte ich den Fensterflügel gewaltsam an, schob die andere Hand hindurch nnd griff nach der ihren. Es gab aber ein kleines Geräusch, da ich sie erhaschte.

Pst!" machte sie nnd sah sich ängstlich nach der Zim­merthür um, wie wenn sie Entdeckung besorgte. Und auch ich hielt den Atem an nnd koste nur sanft mit dem nackten Arm unter dem weiten Pelzürmel.

Geh, geh!" sagte sie dann, milder, als sie seit Monaten mit mir geredet hatte.Du hast jetzt Deinen Willen ge­habt. So geh, grüß' mir Deine Miß Parker nnd fahre wohl, fahre hin!"

Seraphine, glaube mir! Glaube an meine hingebende Liebe! Stelle sie auf die Probe!"

Du willst es?"

Ich will!"

Ernstlich?"

Mit allem Ernst! Dein Wunsch sei mir Befehl nnd Dein Befehl Gesetz. Was ich Dir an den Augen absehen kann, soll geschehen, jedem Hindernis zum Trotz! Ich schwör' es Dir!"

Ihre Augen wurden feucht.Du Guter!" sagte sie ge­rührt, wie von Mitleid überwältigt, und das traute Hündchen unter dem Pelz drückte meine linke Hand wie Verheißung.

Glaubst Du mir?" fragte ich im Innersten beunruhigt.

Das wird davon abhüngen, wie Du meine Proben be­stehen wirst."

Wirst Du mir gerne glauben?"

Ich fürcht' es!" antwortete sie mit einem Blick gegen Himmel.

Und wirst Dil mich dam: wieder lieb haben?"

Ich hoff' es!" antwortete sie mit einem innigen Blick auf mich.

Also gilt der Pakt?"

Er gilt!" sagte sie nnd legte beide Hände feierlich auf die meinen.

Ich wollte mich emporheben, um ihre Hände zn küssen. Sie wehrte dem ab, mit entschiedener Geberde, und flüsterte: Geh jetzt! Geh nnversünmt! Um sechs Uhr wird bei uns auch im Winter das Hans munter. Geh, sei meines Rufs allzeit gewärtig, schlafe süß nnd träume von der, die Du liebst .... hoffentlich ist's keine andere als ich ... ."

Nein, keine andere!" rief ich.

Gute Nacht!" hauchte sie, und das Fenster ging zn, die Gardine sank aus ihren Falten zurück.

Ich konnte mich nicht gleich von der Stelle trennen. Ich meinte, Seraphine müßte mir noch einmal erscheinen. Und richtig! das Fenster ging auch noch einmal auf. Aber die Gardine schob sich nur ganz wenig, zur Seite, und ich hörte sie sagen:Heinrich, geh nicht geradenwegs dahin zurück, wo Du über die Planke hereingestiegen bist. Die Fußspuren im Schnee möchten es verraten, daß einer des Nachts an mein Fenster gekommen ist. Das wür' eine Schande vor den Leu­ten. Geh zweimal ums Hans herum, hörst Du? und dann auf einem anderen Wege rechts, zn einer anderen Stelle des Gartenzauns. Rechts, bei dem Gnrkcnbeet, weißt Du, kommst Du am bequemsten hinüber."

Es schneit, Liebchen," sagte ich.In einer Stunde sind die Fußstapfen ohnehin zugedeckt."

Gleichviel!" hieß es hinter der Gardine vor.Es kann jede Minute zn schneien anfhören. Und für alle Fälle: ich will es so!"