Seite 664.
Deutschland
40.
Zirkelspitzen ist bei gleichbleibenden Rvllenabständen des Induktionsapparates für alle Körpergegenden die gleiche. Das Zncknngsgesetz der sensiblen Nerven entspricht dem der motorischen. Der elektrische Geschmach welcher nur für den galvanischen Strom vorhanden, ist an der Kathode bitter, an der Anode sauer. Er tritt nicht nur hervor, wenn die Zunge oder Mundschleimhaut direkt berührt wird, sondern auch bei Berührung der Schläfe, der Wangen, besonders des Nackens. Der Gehörnerv ist für den induzierten Strom nicht reizbar, hingegen für den galvanischen. Die Reizung des Nerven geschieht innerlich vom Trommelfell ans, oder äußerlich, indem man eine Plattenelektrode auf das geschlossene Ohr aufsetzt. Auch bei Gehörsnerven hat man bestimmte Formeln für die verschiedenen Reaktionen, welche der elektrische Strom hier bewirkt, ausgestellt. Anomalieen der Formel deuten jedenfalls auf ein irgendwie den Nervenapparat betreffendes Gehörleiden. Die elektrische Untersuchung des Seh- und Riechnerven ergiebt ebenfalls bestimmte Formeln, jedoch ist eine erhebliche praktische Nutzanwendung derselben bis jetzt wenigstens noch nicht geschehen.
Diese ganz kurzen Andeutungen ans dem Gebiete der Elektrodiagnostik sollen zeigen, ein wie unendlich schwieriges und individuell schwankendes Feld für Beobachtungen hiermit gegeben ist, und daß große Umsicht und Sachkenntnis erforderlich ist, um die einzelnen ans den Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse auseinander zu halten und andererseits zu einem Ganzen zu gruppieren.
Eine weitere Verwendung der Elektrieität zu diagnostischen Zwecken besteht im Gebrauch der
elektrischen Beleuchtung,
sowohl der Körperoberfläche als der verschiedenen, von außen leicht zngüngigen Körperhöhlen. Zur einfachen Erleuchtung oder Beleuchtung an Stelle des gewöhnlichen oder reflektierten Tageslichtes benutzt man das bekannte elektrische Glühlicht und zwar in Form einer kleinen Edison-Glühlampe von ungefähr Erbsen- bis Haselnnßgröße, welche in einem kurzen Metall- eylinder ansgehüngt ist, welcher vorn mit einer Linse, hinten mit einer Metnllplatte verschlossen ist. Das Licht wird ans diese Weise von der Platte reflektiert und dadurch, daß es die Linse passieren muß, noch verstärkt. Man kann diesen Cylinder mit einem Stativ verbinden und das Glühlicht als einfache Belenchtnngslampe benutzen, indem man bei der Untersuchung den Ständer mit der einen Hand leitet, oder aber, um beide Hände frei zu haben, den Cylinder drehbar an einer Stirnbinde, wie einen sonst gebräuchlichen Beleuchtungsspiegel befestigt. Die Leitnngsschnüre von der Batterie werden in Knöpfen, die an beiden Seiten des Kopfes angebracht sind, an der Stirnbinde befestigt, und verlaufen von hier zu den beiden Ansätzen des kleinen Glühlämpchens. Man hat den Cylinder auch an großen Stativen angebracht, welche bequem ans dein Fußboden und im Zimmer an beliebigen Orten ausgestellt werden können. Zur elektrischen Beleuchtung des Kehlkopfs hat man einen gewöhnlichen Kehlkopfspiegel, bei welchem der Spiegel am Stiel in einem Winkel von etwa 1350 angebracht ist, genau in diesem inneren Winkel mit einem kleinen Glühlümpchcn versehen. Der Strom, welcher den Draht des Lämpchens erglühen macht, wird im Augenblick geschlossen, wo man auf einen an dem hölzernen Griff des Kehlkopfspiegels angebrachten Knopf drückt, welcher die beiden gesondert verlaufenden metallenen Leitnngs- drähte metallisch miteinander verbindet. Der Spiegel wird eingeführt, dann durch Druck die Beleuchtung in Gang gesetzt. In ähnlicher Weise hat man Spiegel zur Beleuchtung des Auges und des Ohres konstruiert. An dem Halter befindet sich, ans demselben Wege znm Glühen zu bringen, das Lämpchen. In einiger Entfernung davon, im Winkel von etwa 1200 p-q ein ^ der Mitte mit einer runden Öffnung versehener Reflektor angebracht. Auch sehr einfach zum Gebrauch ist ein Zungenhalter, welcher im rechten Winkel gegen seinen Griff gebogen, die Zunge bequem herabzndrücken gestattet. An derber Zunge nicht aufliegenden Seite des Spatels ist ein Lämp
chen befestigt, welches ebenfalls durch Fingerdruck am Holzgriff in Thätigkeit versetzt wird und das gesamte Mundinnere beleuchtet.
Die Schwierigkeiten, welche sich der Beleuchtung der inneren Körperhöhlen entgegenstellten, waren ganz gewaltige und hingen von verschiedenen Umstünden ab, die teils technischer Natur waren, teils aber auch sich nach der Lage und Gestaltung der einzelnen zu beleuchtenden Organe richteten. Man hat jetzt Apparate zur Beleuchtung aller von außen auf natürlichem Wege erreichbarer Körperhöhlen angefertigt. Als Beispiel für alle will ich den Apparat zur Beleuchtung des Magens näher beschreiben; die Werkzeuge zur Beleuchtung der anderen Organe sind von diesem nur nach der jeweiligen Lage und Form des Körperteils, zu dessen Untersuchung sie dienen, unterschieden; die Art der Lichtznführung und Abkühlung ist bei allen die analoge. Die schnelle Erwärmung der umliegenden Teile, welche die Lichtquelle verursacht, hat viele Versuche verursacht und schließlich die Untersuchnngsapparate recht kompliziert gestaltet. Das Instrument ist röhrenförmig, im unteren Drittel in einem Winkel von 150o abgebogen. Tie innere Einrichtung der Röhre ist derartig, daß das mit einem trichterförmigen Ausläufer versehene Rohr mit drei Kanälen versehen ist, von denen jeder mit einem außen anmündenden Ansatzstück versehen ist. Zwei der Kanäle stehen miteinander an der Spitze in Verbindung, der dritte dient zur Aufnahme des daselbst isoliert verlaufenden silbernen Leitnngsdrahtcs. Mit diesem Draht steht unten die Glühschlinge in Verbindung. Die beiden Ansatzstücke der miteinander kommunizierenden Abteilungen werden mit Gnmmischlänchen versehen, und der eine von ihnen mit einem Wasserleitnngshahn in Verbindung gesetzt. Das kühle Wasser strömt dann ununterbrochen durch das Werkzeug hindurch und fließt durch das zweite Ansatzstück sofort wieder ab; hierdurch wird eine schädliche Erhitzung der Röhre verhütet. Durch das dritte Ansatzstück ist der erwähnte Silbcrdraht mit der Batterie in Verbindung; doch ist hier nach außen eine Vorrichtung angebracht, welche es gestattet, die Platinschlinge erst nach der Einführung des Instrumentes ins Glühen zu versetzen. Die Platinschlinge liegt in einem einige Centimeter vom Ende des Instrumentes entfernten Ausschnitt, welcher außen durch eine genau Passende Glasplatte verschlossen ist. Gleich hinter der Spirale ist ein rechtwinkliges Prisma eingesetzt und dementsprechend an der Umbiegungsstelle ein zweites Prisma, wodurch das Bild des untersuchten Magenstückes bis zur vorderen Trichteröffnung des Instrumentes projektiert wird. Um letzteres herum zieht sich noch ein sehr feiner Kanal, an welchem oben ein seitlicher Ansatz mit einem Knntschnkdoppel- gebläse angefügt ist. Am Ende des Rohres endigt der Kanal in einem feinen Schlitz, durch den der Magen zur Untersuchung mit Luft aufgeblasen werden kann, was für die Beleuchtung außerdem notwendig ist. Damit nun das Glasfenster beim Einführen des Instrumentes in den Magen nicht beschmutzt wird, ist es durch eineu Schieber gedeckt, welcher durch eine ebenfalls am Vorderteil des Instrumentes angebrachte Vorrichtung nach der Einführung von seiner Stelle verschoben werden kann. Ein Vergrößerungsglas am Oberteil dient zur Vergrößerung des Gesichtsfeldes, und zwei Marken am Handgriff zur Orientierung, in welcher Richtung sich der Schnabel befindet. Die Knickung des Instrumentes ist nötig, da die Speiseröhre längs der Konkavität der Wirbelsäule entlang verläuft. Die Einführung des Instrumentes erfordert natürlich große Übung und genaue Kenntnis des anatomischen Baues der betreffenden Teile; sie wird am besten erst an der Leiche eingeübt. Daß die elektrische Beleuchtung der einzelnen Organe große Vorteile darbietet, ist unzweifelhaft; ihre bisherigen Nachteile sind, daß die dazu vorhandeneil Instrumente, wie die eben gegebene Beschreibung wohl zeigt, zu kompliziert und daher auch zu kostspielig sind. Hoffentlich ist die Zeit ihrer Vereinfachung im Jahrhundert des elektrischen Lichtes nicht mehr fern. Die
elektrische Durchleuchtung