Heft 
(1989) 47
Seite
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Zu seiner Arbeit als Schriftsteller äußert er sich wie folgt:

Bis jetzt habe ich 35 Bücher veröffentlicht, darunter Gedichtbände, Novel­len, Romane, Reiseberichte und literarische Skizzen. Am liebsten schreibe ich Kurzgeschichten, dem Satz Alfred Polgars folgend: ,Das Leben ist zu kurz, um lange Sachen zu schreiben'. Die Helden meiner Prosa sind keine großen Figuren, keine Erfinder, keine Professoren, keine Sieger. Die Helden meiner Prosa sind ganz gewöhnliche Menschen, was nicht bedeuten soll, daß ich das Leben der einfachen Menschen als einfach und gewöhnlich ansehe. Ich betrachte es gerade als meine schriftstellerische Aufgabe, das Außergewöhnliche im Gewöhnlichen zu entdecken und zu beleuchten. Außerdem übersetze ich deutsche sowie österreichische Gedichte und Kurz­prosa. Eine der schönsten Novellen, die ich übertrug, ist Lion Feuchtwan- gers ,Der treue Peter". Ferner habe ich zwei Auswahlbände mit Gedichten von Georg Trakl und Peter Hüchel redigiert und teilweise übertragen. Im letzten Jahr verfaßte ich eine kleine Monographie über Joseph Roth, der zu meinen Lieblingsautoren gehört und dessen Werke fast alle ins Polnische übersetzt wurden."

Jan Koprowski schrieb das Nachwort für eine polnische Ausgabe des Fontane- RomansUnterm Birnbaum" (1977), die er neben anderen polnischen Überset­zungen dem Fontane-Archiv zur Verfügung stellte.

(M. H.)

Christine Brückner, Kassel

Triffst du nur das Zauberwort

Effi Briest an den tauben Hund Rollo *

So hat Mutter mich erzogen: Jeder Mann ist der Richtige. Gutes Aussehen, Adel, gute Stellung. Als ich Instetten zum erstenmal sah, überfiel mich ein nervöses Zittern. Als ob mein Körper sich hätte wehren wollen. Aber ich kannte die Äuße­rungen meines Körpers nicht. Ich hatte immer ein wenig Angst, und das hat er wohl auch gewollt. Von dem Spuk auf dem Kessiner Hausboden will ich gar nicht reden. Das war nicht recht, und darum hat er auch schuld. Und wenn Crampas mir nicht die Augen geöffnet hätte, dann wäre ich die Angst nie losgeworden. Instetten wollte mich mit Furcht an das Spukhaus binden und mich erziehen. Aber er war ein Schulmeister und kein Erzieher. In Angst darf man auch so ein halbes Kind, das ich noch war, nicht halten.

* Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages aus: Wenn du geredet hattest, Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen. Hamburg: Hoffmann und Campe 1983

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