wurde. Vor einigen Jahren wurde er in den BRD verfilmt und in vielen Kinos Europas gezeigt, auch in Polen, wo der Film mit Zustimmung aufgenommen wurde.
Gegen Ende seines Lebens erfuhr Fontane Anerkennung. Zum 75. Geburtstag 1894 verlieh ihm die Berliner Universität die Ehrendoktorwürde, und die Kritik begann, ihn für die „erste Feder" in der deutschen Literatur zu halten.
Die wichtigsten Jahre seines Lebens verbrachte Fontane in Berlin, und die Mehrzahl seiner Romane hat hier ihre Schauplätze. Ähnlich wie Balzac der Chronist von Paris war, Dickens der von London, Dostojewski von St. Petersburg und Prus von Warschau, so verewigte Fontane in seinen Romanen das Leben in Berlin zu verschiedenen Zeiten des 19. Jahrhunderts. Im Schaffen von Fontane finden wir viele Polonica. In seinen autobiographischen Schriften, in dem Band „Meine Kinderjahre", können wir unter anderem lesen : „1827 übersiedelten meine Eltern nach Swinemünde, wo ich meine Knabenzeit vom 7. bis 13. Jahr verlebte. Ich entsinne mich aus dieser Zeit her besonders der Jahre 30 und 31, der Eroberung von Algier, der Juli-Revolution und der großen polnischen Insurrektion." Weiter schreibt Fontane in seinen Erinnerungen: „Ende November [1830] brach, in Nachwirkung der Ereignisse in Frankreich und Belgien, die Insurrektion in Polen aus. Großfürst Konstantin wurde flüchtig und nachdem man auf beiden Seiten gerüstet, kam es zu Beginn des folgenden Jahres zu den blutigen Schlachten bei Grochow und Ostrolenka. Die Namen von damals prägten sich mir so tief in die Seele, daß ich, ein Menschenalter später, in den zufällig mir zu Händen kommenden Briefen der Rahel Levin den Namen Skrzynecki und Rybinski begegnete, wie auf einen Schlag den Insurrektionskrieg von 30 und 31, einer der erbittertsten, die je ausgefochten wurden, wieder vor Augen hatte. Kein anderer Krieg, unsere eigenen nicht ausgeschlossen, hat von meiner Phantasie je wieder so Besitz genommen wie diese Polenkämpfe, und die Gedichte, die an jene Zeit anknüpfen (obenan die von Lenau und Julius Mosen), und dazu die Lieder aus Holteis .Altem Feldherrn' sind mir bis diese Stunde geblieben ..."
Schließlich muß man noch hinzufügen, daß Fontanes Werk „Unterm Birnbaum" nach polnischen Motiven entstanden ist. Die Novelle erschien in polnischer Übersetzung von Maria Szcmatowicz im Verlag Wydawnictwo Poznanskie (Posener Verlag) in Poznan. Unter dem Eindruck polnischer Ereignisse schrieb er auch 2 Gedichte: „An der Elster" und „Zum Kampf", die die so zahlreichen Polenlieder jener Zeit vermehrten.
Mein Gedenken an Theodor Fontane möchte ich mit den Worten beenden, die der einst bekannte und heute vergessene österreichische Dichter Karl Emil Franzos über ihn gesagt hat:
„Er war der einzige zeitgenössische Schriftsteller, den die Alten liebten, die mittlere Generation schätzte und die Jungen verehrten."
Hier gibt es nichts hinzuzufügen und nichts wegzulassen.
Jan Koprowski wurde vor 70 Jahren auf dem Lande in Mittelpolen geboren, wuchs in Kielce auf und studierte später an der Warschauer Universität Philosophie. Seit seiner Studentenzeit beschäftigt er sich immer wieder aufs neue mit Grundfragen des menschlichen Daseins:
„Was ist das Leben, was ist der Mensch und was ist der Tod?"
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