.Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort.
Und die Welt hebt an zu singen.
Triffst du nur das Zauberwort.'
Ich habe mein Zauberwort nicht gefunden, Instetten. Dir darf man mit Zauberworten nicht kommen, da hebst du gleich abwehrend die Hand. Aber Effi! Wenn ich in mich hineinhorche, dann höre ich nichts weiter als: Aber Effi! Einmal klingt es belustigt, dann wieder strafend. Das war kein Zauberwort, das war ein Wort, das den Zauber zerstört. Ich stelle mir vor, wenn ich tot bin, schreibt man auf den Stein: Aber Effi!
Denn wenn ich so früh sterbe, dann ist das auch wieder nicht recht und wie ein Vorwurf.
Christine Brückner wurde am 10. Dezember 1921 im Pfarrhaus des Dorfes Schmillinghausen in Nordhessen geboren. Im christlichen Elternhaus auf dem Lande empfing sie ethisch-soziale Impulse. Als Mitglied der Bekennenden Kirche wurde der Vater im sog. Dritten Reich ins Abseits gedrängt. Die Familie zog in die Stadt, zunächst nach Arolsen, später nach Kassel, wo Christine Brückner die mittlere Reife erwarb und dann das Abitur ablegte. Im Krieg und danach übte sie sehr unterschiedliche Tätigkeiten aus, so arbeitete sie z. B. in einer Hotelküche, in den Fabrikhallen eines Flugzeugwerkes oder als Gehalts- und Lohnrechnerin. 1946 legte sie ein Examen als Diplom-Bibliothekarin ab. Es folgte jedoch die Tätigkeit als Leiterin der Marburger Universitätsmensa. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin des von Prof. Richard Hamann geleiteten kunstgeschichtlichen Institutes der Universität Marburg und später als Redakteurin einer Frauenzeitschrift tätig. Breite Lebenserfahrung und Milieukenntnisse drängten gleichsam zur Existenz als Erzählerin hin.
1953 beteiligte sie sich an einem Romanwettbewerb und erhielt für ihren ersten, inzwischen in mehrere Sprachen übersetzten Roman „Ehe die Spuren verwehen" den ersten Preis. Zu den Juroren gehörte der Wiener Theater- und Literaturkritiker Hans Weigel. Seitdem lebt Christine Brückner als haupt- und freiberufliche Schriftstellerin.
Von 1980 bis 1984 war sie Vizepräsidentin des westdeutschen PEN. 1982 wurde sie mit der hessischen Goethe-Plakette ausgezeichnet und 1987 mit der Ehrenbürgerschaft der Stadt Kassel, in der sie seit den 60er Jahren wieder lebt.
Sie ist in zweiter Ehe mit dem Hörspielautor, Lyriker und Prosaisten Otto Heinrich Kühner verheiratet. Zusammen mit ihm stiftete sie 1985 den „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor". Die Kollegenehe bezeichnete sie als „funktionierenden Autorenverband" 1 , aus dem auch gemeinsame Bücher hervorgegangen sind.
In ihren Aufzeichnungen „Das schwarze Sofa" schreibt Christine Brückner: „Beleben, das ist die Aufgabe des Künstlers". 2 Das heißt bei ihr vor allem „Belebung" des Lesers durch „Belebung" literarischer Figuren. Beispielhaft sind dafür in ihrem erzählerischen Schaffen an erster Stelle die Poenichen-Romane „Jauche und Levkojen" (der Titel stammt von Fontane aus seinem Brief vom 18. 7. 1887 aus dem Seebad Rüdersdorf an seine Frau), „Nirgendwo ist Poenichen" und „Die Quints". Sie vermiteln am Beispiel von Familiengeschichte Zeitgeschehen von 1918 bis in die westdeutsche Gegenwart.
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