Heft 
(1989) 47
Seite
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Interpretationshilfe über die bloße Faktenvermittlung hinaus als zentrales Ele­ment der Kommentierung begriffen. Nürnbergers und Streiter-Buschers Apparat, der eine Fülle von mühsam zusammengetragenem Material über Fontane, seine preußische Lebenswelt und den Geist der Zeit enthält, ist in seinem Reichtum viel mehr als ein Fontanekommentar: er ist ein ganzes Kompendium, eine Fund­grube des Wissens, die dankbaren Lesern beste Dienste leisten wird.

Ein Vergleich derbrieflichen Zeugnisse" zu den Kriegsbüchern (S. 711770) mit denen inTheodor Fontane. Der Dichter über sein Werk" ergibt nur geringe, gelegentlich allerdings nicht recht verständliche Unterschiede (eine Änderung der Reihenfolge, einige neue Texte, aber auch einige weggelassene). Entscheidendes Dokumenten- und Briefmaterial jedenfalls scheint auf diesem Gebiet im letzten Jahrzehnt nicht aufgetaucht zu sein. Am aufregendsten unter dem neuen Material erscheint dem Rezensenten die auch in Nürnbergers eigener Ullstein Ausgabe von Der schleswig-holsteinsche Krieg" noch nicht enthaltene Pressenotiz des preu­ßischen Kulturministers von Mühler in derKreuzzeitung", die das 1864er Kriegsbuch den Schulenzur Beschaffung für Schülerbibliotheken und zu Prä­mien" empfiehlt. Man darf wohl vermuten, daß diese staatliche Werbung auf Vermittlung der mit den Fontanes befreundeten Merckels zustande gekommen ist, denn Henriette von Merckel war bekanntlich eine Schwester des Kultus­ministers.

Die Fontanes und die Merckels. Ein Familienbriefwechsel 18501870. 2 Bde. Hrsg, von Gotthard Erler. Berlin und Weimar: Aufbau-Verlag 1987. 34, 392 S. 446 S.

(Rez.: Peter Schaefer, Potsdam)

Zu besprechen, ja zu begrüßen sind diese beiden Bände, die zwei gute Tradi­tionen des Aufbau-Verlages weiterführen: erstens setzen sie die Reihe der Brief­ausgaben an einzelne Briefpartner fort. Diese Art der Ausgaben gewinnt in der gegenwärtigen Situation zusätzlich an Gewicht, da eine Gesamtausgabe aller Fontane-Briefe wohl noch lange Zeit fehlen wird. Zweitens erfüllt diese Publi­kation wie auch die anderen Fontane-Ausgaben des Verlages die Wünsche sowohl des einfach an Fontane interessierten Lesers als auch die des vorrangig literatur­wissenschaftlich tätigen Spezialisten. Die Bücher verkörpern einen inzwischen bewährten Editionstyp, der durch Textdarbietung, Kommentare und Anmerkungen sowie durch Ausstattung und Preis wissenschaftlichen und populären Ansprüchen gleichermaßen gerecht wird.

Das vorliegende Ergebnis langer Archivarbeit hat viele reizvolle Seiten. Ist es ohnehin schon erfreulich, einen relativ geschlossenen Briefwechsel kennenlernen zu können, so wird diese Freude gesteigert durch die Einbeziehung weiterer Dokumente wie z. B. der Aufzeichnungen Henriette von Merckels über die Familie

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