Heft 
(1989) 48
Seite
47
Einzelbild herunterladen

Nr. 20 An Rudolf von Decker

Hochzuverehrender Herr v. Decker

Gestern in die flaggende, siegestrunkene Hauptstadt zurückgekehrt, beeile ich mich, Ihre geehrte Zuschrift, für die ich herzlich danke, zu beantworten.

Es erging mir wie Ihnen; ich hatte das Gefühl; nun ist es auf Lebzeiten an Siegen und Siegesbeschreibung genug. Es hat anders kommen sollen; alles steht ein drittes Mal im Felde, so denn auch wir.

Ich habe den lebhaften Wunsch, daß wir uns über die Bedingungen auch für ein drittes, hoffentlich letztes Kriegsbuch einigen. Ich proponiere folgendes;

1. Illustrationen keine, oder bloß saubre, kleine Initialen und Vignetten. Karten und Croquis. Format etc. wie früher.

2. Honorar 50 T. pro Bogen.

Es ist dies gerade die Summe, die wir schon das vorige Mal, eh der traurige Konflikt ausbrach, vereinbart haben, eine Summe, die ich diesmal um so eher glaube fordern zu können, als das mutmaßliche Wegbleiben der Bilder, deren Raum mir zugute kam, einen ziemlich bedeutenden Ausfall macht.

Ich sage, das mutmaßliche Wegbleiben der Bilder! Sollte zuletzt vielleicht doch wieder illustriert werden, so hab ich nicht Erhebliches dagegen einzuwenden, um so weniger, als ich allen möglichen Respekt vor Burgers eminenter Begabung habe. Aber ehrlich gestanden, wenn es sich um Wünsche handelt, so wünsch' ich diese Illustrierung nicht, wenigstens nicht was über Landschaft und Genre hinausginge. Ich finde dies beständige Auftauchen von drei, vier Kerlen, die mal einen Helm, mal einen Federhut tragen, selbst wenn dies alles aufs Gewissen­hafteste gemacht ist, doch ein. bloßes Amüsement für Kinder. Für erwachsene Menschen ist es einfach langweilig. Indessen sei es drum, wenn es sein soll. Eins aber halte ich fest, und der herkömmlichen Maler-Anschauung: »Die Bilder sind alles, der Text ist nichts", ordne ich mich zunächst nicht wieder unter. Ich schreibe das Buch ohne Rücksicht auf die Bilder, ohne persönliches Einvernehmen mit der Künstler-Welt und unbekümmert darum, ob sich hinterher eine Illustrierung empfiehlt oder nicht.

Ich bin überzeugt, daß Sie, hochzuverehrender Herr v. Decker, mir dies alles nachempfinden und meine Reservationen in der Ordnung finden werden.

In ausgezeichneter Hochachtung, Ihr ganz ergebenster

Th. Fontane

Berlin d. 8. August 70. *

Nr. 21 An Rudolf von Decker Hochzuverehrender Herr v. Decker.

Hinterher bin ich doch wieder zu dem Entschlüsse gekommen, es bei meinem alten Prinzip, das alle persönliche Anlehnung an Autoritäten perhorresziert, zu lassen. Ich werde erst nach Paris gehen, dann nach Straßburg und ruhig abwarten, wie weit ich mich, versteht sich immer auf der Etappe, mit Geld und guten Worten

47