Geschick im Umgang mit Geld haben alle finanziellen Ressourcen aufgezehrt. Abel sucht Ursel davon zu überzeugen, daß es nur eine Möglichkeit gebe, sich vor ökonomischem Ruin und Armut retten zu können... II/2. Das Wohnzimmer der Hradschecks. Nacht. Ursula trägt die Kleidung Szulskis, täuscht, die Mütze tief ins Gesicht gezogen, Stimmlosigkeit infolge einer schweren Verkühlung vor, läßt der Magd Male noch ein fürstliches Trinkgeld zukommen und reist ab. IIl/l. Die Wohnung der Hradschecks. Ende Februar des nächsten Jahres. Ursula hat gerade eine schwere Krankheit überstanden und ist an den Rollstuhl gefesselt. Pastor Eccelius und Justizrat Vowinkel wollen den nicht verstummenden Gerüchten über das Verschwinden des Vertreters nachgehen, dessen zertrümmertes Gefährt zwar in der Oder gefunden, dessen Leiche aber nie angeschwemmt worden ist. Hradscheck stellt sich ahnungslos, die Magd hingegen beschuldigt den Wirt, Szulskis Kopf abgeschnitten und aufgefressen zu haben — Males abwegige Phantasien bestärken den Pastor im Glauben, es handle sich bei allen Gerüchten nur um böswillige Verleumdungen. Vowinkel bleibt mißtrauisch und kündigt an, er werde Hradscheck in Untersuchungshaft nehmen müssen. III/2. Im Garten Hradschecks. Die geheimnisumwitterte, im Ruf der Hexerei stehende Nachbarin Jeschke wird von Gendarm Gelbhaar [!] einvernommen und berichtet, sie habe in der Nacht vor dem Verschwinden Szulskis Hradscheck bei Grabungen im Garten beobachtet. In Anwesenheit des Verdächtigen und allerlei Volks finden die Gesetzeshüter ein Paket ranzigen Specks. Hradscheck gesteht, er habe den Speck heimlich weggeschafft, da verdorbene Ware allemal den Ruf eines Geschäftsmannes ruiniere. III/3. Die Gaststube Hradschecks. April 1832. Hradscheck ist nach wochenlanger Untersuchungshaft entlassen worden, Stammgäste und Dienerschaft bereiten ihm einen festlichen Empfang. Ursula ist mittlerweile verstorben, und alle hoffen, Abel werde sich nun eine leutseligere Frau suchen — doch der Zurückgekehrte beginnt mit einemmal zu toben, gräbt die Leiche Szulskis aus, lädt die lustige Gesellschaft zu Tanz und Gesang in den Keller, nagelt, als entsetzliche Schreie hörbar werden, die Falltür zu und gesteht seine Tat.
PRÄSENTATION DER GESCHICHTE: Während Fontane dem Leser komplexe Motivationsstrukturen und ausdifferenzierte Psychogramme vorführt, nötigen Pühringer die Konventionen szenischer Präsentation zu stofflicher Selektion und einem Neuarrangement der verbleibenden Handlungsphasen nach dem Prinzip dramatischer Konzentration. Die wohl weitreichendsten Aussparungen betreffen Figurencharakterisierung und Geschehensverknüpfung, welche in ihrem Zusammenwirken wiederum eine Veränderung des abstrakten Konzepts zur Folge haben.
Auf der Geschehens- und Geschichtsebene bleibt der gesamte Ereigniskomplex um den toten Franzosen unterm Birnbaum aüsgeblendet, woraus sich die unterschiedlichen Titel ebenso erklären, wie sich eine motivische Verschiebung im kriminalistischen Ereigniszusammenhang ergibt — zur Unschuldsvermutung führt im Drama lediglich die vergrabene Speckschwarte und damit eine von Hradscheck vorsätzlich gelegte falsche Spur. Auch bei der .Lösung' des Falles verkürzt Pühringer Fontanes Vorlage um die Dimension des Zufalls als eines gleichsam metaphysischen Erfüllungsgehilfen irdischer Rechts- und Gerechtigkeitsvorstellungen: Schuldbewußtsein und Verzweiflung über den Tod seiner Frau lassen Hradscheck in der Dramenadaption den Mord an Szulski gestehen und in einem Anfall von Raserei den Vollzug seiner Hinrichtung herbeiphantasieren. Fontanes Geschichte um ein sozialpsychologisch motiviertes Verbrechen und dessen Bestreifung durch eine Ordnungsinstanz, welche sich der Vernunft des Menschen verschließt, wird
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