Heft 
(1989) 48
Seite
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Theologie. Daraus ergibt sich der bereits erwähnte typische Aufbau seines Werks. Wäre sein Werk nur eine Besinnung auf die Dogmen des christlichen Glaubens gewesen, dann hätte es kaum Effekt gehabt. Die Grundwahrheiten des christlichen Glaubens sind für ihn evident. Er führt seinem Leser auf jeder Seite vor Augen, welche Erfahrungen mit Menschen ihn zu bestimmten Einsichten in das Verhältnis des Menschen zu Gott geführt haben. Ethisch-besinnliche Partien machen solchen Anekdoten und Erzählungen Platz, die mit Formeln wieAls einmal [.. .]",Merk­würdig war es mir ferner [...]",Auffallend war es mir, daß [...)" einsetzen oder leiten unvermittelt zu einer Anekdote hinüber:Ein Prediger in einer märkischen Gemeinde arbeitete nach seiner Meinung mit Treue und Eifer mehrere Jahre ohne etwas auszurichten." (Büchsel 1861: 99)

Büchsels Erinnerungen bestehen keineswegs nur aus ungeordneten erbaulichen Gedanken christlicher Provenienz, die mit interessanten Anekdoten gespickt sind. Büchsel hat sein Werk im Hinblick auf den praktischen, pastoralen Gebrauch geordnet. In geringerem Maße gilt dies für das Anfangskapitel des ersten Bandes, das über sein erstes Amtsjahr erzählt. Das zweite Kapitel ist aber nacheinzelnen Verhältnissen" gegliedert und geht ausführlich auf die Beziehung des Landgeist­lichen zum Küster (und Lehrer), zu den Tagelöhnern und zu den Patronen ein. Zum letztgenanntenVerhältnis" heißt es zum Beispiel:Besonders schwierig ist für den Pastor auf dem Lande oder in kleinen Städten die richtige Auffassung des Verhältnisses zum Patron. Zu Nutz und Frommen jüngerer oder angehender Pastoren will ich einige Erfahrungen und Erinnerungen mittheilen, da ich die Patronatsverhältnisse in ihrer mannigfachen Gestaltung habe kennengelernt." (Büchsel 1861: 108)

Fontane und Büchsel. Zusammenfassung.

Im Fontane-Archiv Potsdam befindet sich ein Zeitungsausschnitt aus der Sammlung Theodor Fontanes, der seine Anteilnahme am Leben und am Werk Büchsels durch Randbemerkungen deutlich unter Beweis stellt. Es handelt sich um den Artikel D. Büchsels 50jähriges Amts-Jubiläum", der in der Neuen Preußischen (Kreuz") Zeitung vom 18. 2.1879 erschien. Der Artikel bringt einen ausführlichen Bericht über die Feier des Amtsjubiläums, die am 16. Februar 1879 in der Berliner Matthäus-Kirche stattfand. Büchsel hält selber die Festpredigt, der er den Text aus Lukas 8, Vs. 415 vom Samen des Wortes Gottes zugrundelegt. Folgende Stellen aus der Predigt hat Fontane angestrichen:Aus dem Paradiese haben die Menschen zweierlei mitgebracht: Einmal die Sehnsucht nach der Heimath, nach dem Frieden des Herzens. Das andere, was sie mitgebracht haben, das ist das Gefühl der Schuld, der Sünde." Im weiteren Verlauf seiner Predigt geht Büchsel ausführlich auf die Revolution des Jahres 1848 ein.

Auf Büchsels Predigt folgen die Ansprachen kirchlicher Vertreter. Unter ihnen ist an erster Stelle der Consistorial-Präsident Hegel zu nennen. Zu folgendem Abschnitt aus Hegels Ansprache hat Fontane an den Rand des Artikels die Worte sehr gut" geschrieben:Wenn ich aber jetzt hier dazu berufen bin, im besonderen Ihrer Thätigkeit im Kirchenregiment zu gedenken, so ist es stets als ein unschätz­barer Vorzug im Consistorium gewürdigt worden, daß Sie im Pfarrhause geboren und aufgewachsen, durch eine langjährige Thätigkeit im geistlichen Amt in der Mark Brandenburg, auf dem Lande, dann in der Superintendentur und in Berlin eine ungewöhnlich reiche Erfahrung in den Zuständen der Gemeinden und der Geistlichen gewonnen haben. Sie erkennen aus dem praktischen Leben die Wirk­samkeit und Aufgaben der Pastoren und haben ein warmes Herz für ihre Sorgen und alle ihre Nöthen, und ebenso tragen Sie die Bedürfnisse und kirchlichen Noth-

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