Heft 
(2020) 109
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»Landschaftsbilder«,»Fensterbilder« Wegmann 23 ­Fontane den jeweiligen ›Ansichten‹ beharrlich den Status eines ›Bildes‹ ver­leiht, denn er gestaltet diese Passagen so, dass der ›Anblick‹ den Wahrneh­menden gewissermaßen als ›Bild‹ entgegenkommt. Das Wahrgenommene ist als Bild ›da‹ 17 . Landschaftsbilder: Szenerien und Skizzen Auf seinen Wanderungen durch England, Schottland oder die Mark Bran­denburg hat Fontane immer wieder Landschaften beobachtet, die wie ferti­ge Bilder geformt waren: von Gräben, Kuppen, Schattenlinien, Baumzeilen, Straßen, Feldergrenzen, Kanälen, Siedlungen, Flussläufen, Kämmen, Licht­flecken gezeichnet und gegliedert. Und so betrachten denn auch seine Figu­ren einen Landstrich gerne als eine Art Zeichnung. Eine weite Winterland­schaft erscheint den beiden Reitern Lewin und Tubal wie mit Tusche oder Kohlestift auf ein Blatt geworfen: Alles in Schnee begraben, die vereinzelten Terrainwellen in der weißen Fläche verschwindend. Auch das Oderbett hätte sich kaum erkennen las­sen, wenn nicht inmitten desselben eine durch den Schnee hin abge­steckte Kiefernallee die Fahrstraße von Frankfurt bis Küstrin, und da­durch zugleich den Lauf des Flusses bezeichnet hätte. Rechtwinklig auf diese Fahrstraße stießen Queralleen, welche die Kommunikation zwi­schen den Ufern unterhielten und in ihrer Verlängerung, hüben und drü­ben, auf spärlich verstreute Ortschaften zuführten. 18 Striche, Linien, Punkte, Haufen. Die Schneedecke eliminiert die meisten Ge­ländeunterschiede und hebt einige wenige, fast geometrische Besonderhei­ten hervor. 19 Dadurch erscheint die angeschaute Landschaft als Karte oder einfache Skizze. Kommen blühende Büsche und farbig bemalte Häuser dazu, die Volumina von Hecken und Baumgruppen, die Staffelung von Ebenen, freie Sicht von einer Terrasse oder einem Hügel herab, so verwandelt sich die Landschaft gar in ein buntes Panoramagemälde. Während eines Spazier­gangs zum Lindenberg beim Urlaubsort Thale setzt sich das Ehepaar St. Arnaud bei einer Anhöhe auf eine Bank und erlebt von hier aus eine solche Verwandlung: Haidekraut und Epilobium wuchsen umher und weit vorhängende Tan­nenzweige bildeten ein Schutzdach gegen die Sonne.(...)»Wie schön,« sagte Cécile, während ihr Auge die vor ihr ausgebreitete Landschaft überflog./ Und wirklich, es war ein Bild voll eigenen Reizes./ Der Ab­hang, an dem sie saßen, lief, in allmählicher Schrägung, bis an die durch Wärterbuden und Schlagbäume markirte Bahn, an deren anderer Seite die rothen Dächer des Dorfes auftauchten, nur hier und da von hohen Pappeln überragt. Aber noch anmuthiger war das, was diesseits lag: eine Doppelreihe blühender Hagerosenbüsche, die zwischen einem