»Landschaftsbilder«,»Fensterbilder« Wegmann 47 17 Im Unterschied zur Darstellung anderer ›Ansichten‹ markiert Fontane die Passagen in dem erwähnten Korpus von etwa 150 Romanstellen eindeutig als ›Bilder‹. Der Erzähler schreibt nicht im Vergleichsmodus, eine Ansicht sei den Figuren wie ein Bild vorgekommen, er stellt vielmehr fest:„es war ein Bild voll eigenen Reizes«[ Cécile 82/12],„Lewin war ergriffen von dem Bilde«[ Vor dem Sturm 11/I/1] etc. An diesen Stellen beschreibt er Epiphanien, Momente, in denen die normalen Dinge zur Erscheinung werden. Die Aufhebung einer scharfen Grenze zwischen normaler ›Ansicht‹ und ›Bild‹ liegt offensichtlich in seinem Interesse, denn er will das Bildmäßige der Ansichten betonen, wodurch ein Moment der Objektivierung eintritt. Fontane wendet zudem in seinen Romanen einen weiten und offenen Bildbegriff an. Es gehören dazu nicht nur gerahmte Gemälde, sondern beispielsweise auch Sternbilder. Wie Walter Benjamin gezeigt hat, lässt sich die Verschränkung von subjektiver Wahrnehmung und Objektivierung an diesem Beispiel gut darstellen: Als konkretes Bild, etwa als der ›Große Bär‹[vgl. Graf Petöfy 33/4, L’Adultera 69 f./9], entstehen die Sternbilder im Auge der Betrachter, die Konstellation aber, welche diese Bildwahrnehmung auslöst, beruht auf realen Sternpositionen.[Vgl. Walter Benjamin: Ursprung des deutschen Trauerspiels, in: Benjamin, Werke . Hg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser. Frankfurt a. M. 1974, Bd. I.1, S. 214 f.] 18 Vor dem Sturm 234/II/10. 19 Auf die geometrischen Grundformen als Schemata»fertiger Bilder« verweist Horst Bredekamp in seiner Theorie des Bildakts , Berlin 2010, S. 104. Die Geometrisierung schafft einerseits eigene Bilder, z.B. die platonischen Körper, die sich auf die reinen Urbilder beziehen, zum andern ist sie eine wichtige Grundlage für die Mustererkennung an Körpern und Bildern. 20 Cécile 82 f./12. 21 Cécile 84 f./12 – bis»heute die Schmetterlinge«. 22 Ekkehard Mai: Der Sehnsucht Traum und Wirklichkeit – Oswald Achenbach zwischen Romantik, Realismus und Salon . In: Martina Sitt(Hrsg.): Andreas und Oswald Achenbach.»Das A und O der Landschaft« . Köln 1997, S. 44. – Zum Aspekt der durch Landschaftsdarstellungen geprägten Wahrnehmung vgl. auch: Karlheinz Barck(Hrsg.): Ästhetische Grundbegriffe . Historisches Wörterbuch in sieben Bänden. Bd. 3, Stuttgart Weimar 2001, Lemma»Landschaft«, S. 617–664, insbes. S. 653 ff. – In diesem Lexikonartikel finden sich zahlreiche Belege für den Prozess der Umformung der Landschaftswahrnehmung im Gefolge der Emanzipation der Landschaftsmalerei, die ständig neue Wahrnehmungsmuster geschaffen hat. 23 Fontane über Oswald Achenbach im Lexikonartikel über den Maler, in Männer der Zeit (1862). Zit. nach: Aufsätze zur bildenden Kunst . München 1970, Bd. 1, 480 f. 24 Im Nachlass Oswald Achenbachs fanden sich Fotografien, die er während seiner Italienaufenthalte erworben hatte, Ansichten Roms und der Campagna. Vgl. Mechthild Potthoff: Oswald Achenbach und die Photographie . In: Sitt 1997, S. 180 ff.(wie Anm. 22). 25 zu Oswald Achenbachs Schema der Landschaftsmalerei vgl. Mai 1997, S. 43–56, v.a. S. 49 f.(wie Anm. 22). 26 Frau Jenny Treibel 58/5. 27 Vor dem Sturm 366/IV/15. 28 Der Stechlin 111/8. 29 Irrungen, Wirrungen 159/21.
Heft
(2020) 109
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