Heft 
(2020) 109
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Hankels Ablage  Kleine 133 Vossischen Zeitung daran erinnert? Oder der Tipp eines Freundes, der die entlegene Absteige schon kannte? Genau war das nicht zu ermitteln. Jeden­falls fand er den Ort nach einer vorab mit den befreundeten Zöllners dort­hin unternommenen Besichtigung für seinen Zweck vorzüglich geeignet. Er irrte sich nicht. Briefe, in denen er über seinen Aufenthalt hier draußen berichtet und nicht zuletzt dessen späterer literarischer»Ertrag«, sie be­weisen es. In Fontanes Tagebuch von 1884 liest man: Bis zum 2. Mai an meiner Novelle(Irrungen usw.) gearbeitet; dann stelle ich wegen Unwohlseins die Arbeit ein und beginne große Partien in die Umgegend von Berlin, zum Teil Ausflüge im Interesse meiner Novelle. Montag, den 5. Mai, Ausflug nach der Jungfernheide, um das Hinckel­dey-Kreuz aufzusuchen; Dienstag, den 6., nach dem Rollkrug und dem neuen Jacobi-Kirchhof. Mittwoch, den 7.(Bußtag), mit Zöllners nach ›Hankels Ablage‹ an der wendischen Spree[] 11 Noch am Abend seiner Ankunft schreibt er an Frau Emilie nach Hause: Mein Zimmer ist reizend und der Blick über den Vorgarten fort auf den starkbewegten Strom und die Haide dahinter erquickt mich.[] Über die Geschichte von Hankels Ablage bin ich bereits informirt[] die Men­schen gefallen mir,[] draußen schlägt eben die Nachtigall[]. Nächstentags erfährt seine Frau von ihm: Wenn es so bleibt, so habe ich es sehr gut getroffen. Zimmer, Blick, Luft vorzüglich, Verpflegung ganz nach meinem Geschmack und Herr und Frau Kaeppel sehr freundliche Leute;[] Heute Vormittag, bei gelegent­lich niederfallendem Regen, habe ich meine»Rate« geschrieben. Und mit Rücksicht darauf, daß es eine sehr schwierige Situation war[die Tinte klumpte], kann ich leidlich zufrieden sein. 12 Vom Hankel-Krug zum modernen» Etablissement« Wie Theodor Fontane in den Kapiteln 11 und 12 seines Romans das Gasthaus und die dem Liebespaar überlassene Giebelstube beschreibt und dessen Na­mensgeschichte vom»schon von Vater und Großvater her« innehabenden Wirt erklären lässt, das suggeriert dem Leser, Fontane habe das»Haus mit dem hohen Strohdach« leibhaftig vor Augen gehabt. Tatsächlich bekam er den Hankel-Krug 1874 aber nur von weitem und nur für Minuten, zehn Jahre später gar nicht mehr zu Gesicht, denn 1882 war der unter nie ganz geklär­ten Umständen abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden. Der Brief, den Fontane noch am 12. Mai 1884 an seine Frau schrieb, deutet darauf hin: er hat sich»die Geschichte von Hankels Ablage« noch am Abend seiner An­kunft erzählen lassen. Tatsächlich war der alte Krug dies belegten meine Recherchen im Han­kelschen Nachlass in den 1770er Jahren am Rande einer»Ablage«, eines