Heft 
(2020) 109
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136 Fontane Blätter 109 Freie Formen konnte er, ohne zu stören, das Gasthausmilieu aus»verborgener Nähe« be­lauschen, wann und wie immer er es wollte. Wäre er rund um die Uhr dem Lärm, den Gerüchen des betriebsamen Landgasthofs ausgesetzt gewesen, so hätte er das empfindlich, wie er gegen derlei Belastungen war kaum ertragen. An konzentriertes Schreiben wäre da nicht zu denken gewesen, zerrte doch schon die klumpende Tinte in seinem Appartement an seinen Nerven, mit der er hatte auskommen müssen. Auch im Jahr darauf dürfte ihm diese Trennung von Lokal und Villa noch einmal zustatten gekommen sein. Da kehrte er zusammen mit seiner erwachsenen Tochter Mete ein letztes Mal zur Erholung mehrere Tage auf Hankels Ablage zurück, bis eine Erkrankung Metes beide zu vorzeitiger Heimreise zwang. In einem Brief an ihren Bruder Theo teilte Mete damals mit, ihr Vater trage sich mit dem Gedanken, ganz nach Hankels Ablage überzusiedeln, ihm sei ein Grundstück mit Holzhaus schon preisgünstig an­geboten worden. 15 Daraus wurde freilich nichts. Doch in die hiesige»Wald­schenke«, das von Hankels Schwager August Siegert 1874 neben dem Bahn­steig des Haltepunktes»Hankels Ablage-Zeuthen« an der Görlitzer Bahn eröffnete Rasthaus, ist er damals noch eingekehrt. Die»dritthalb Stunden« darin, schrieb er seiner Frau, habe er wie»ein Novellenkapitel« genossen. 16 Legt das nicht den Schluss nahe, auch dieser Eindruck die geräumige»ve­randaartig vorgebaute Holzhalle« etwa, die es so weder am alten Hankel­Krug, noch in Käppels Restaurant gegeben hat dürften in sein»Etablisse­ment« eingeflossen sein? Ein später Fund Kehren wir noch einmal zum Ausgangspunkt zurück, zum alten Hankel­Krug. Von ihm fand sich im Hankelschen Nachlass keine Abbildung. Nur ein mit dem 28. Februar 1876 datierter, zum Zweck eines Einbaues angefertigter »Situations-Plan« mit maßstabsgetreuem Umriss des Gebäudekomplexes vermittelte uns anfänglich eine grobe Vorstellung davon, was alles zu dem Anwesen gehört hatte und wie dieser»mehr durch Anbau als Umbau« ent­standene Gebäudekomplex angeordnet war: Von Osten, von der Seeseite aus gesehen, stand ganz links das Gasthaus mit einem kleinen Windfang vor der Haustür. Dem war nach rechts hin ein Eiskeller zur Kühlung von Getränken und Speisen angegliedert worden. Daran schloss sich eine Kutscherbehau­sung mit Stallungen dahinter an. Ein ummauerter Hof mit einer Scheune schloss das Ganze nördlich ab. In der Scheune gedachte August Hankel nun, »Sommerstuben einzurichten ohne Feuerungen, und die Hinterfront[also den Nordgiebel des einfachen Lehm- Fachwerk-Baues] massiv zu unterfah­ren«, wohl auch mit zwei Fenstern zu versehen. Und im Hof davor sollten »zwei kleine Rinceraden[Wasch- und Spülanlagen] mit Pappdach« instal-