150 Fontane Blätter 109 Rezensionen James N. Bade: The Secret of the Glass Mountains. World Castle Publishing 2019. 419 S.€ 9,54 Der neuseeländische Germanist James Bade hat Theodor Fontane zum 200. Geburtstag einen kleinen Roman geschenkt. Pünktlich zum 30.12.2019 erschien The Secret of the Glass Mountains. 2015 hatte Bade sich mit den amerikanischen Landschaften in Fontanes Roman Quitt auseinandergesetzt(» Eine gemalte Landschaft«? In: Theodor Fontane: Dichter und Romancier. Hrsg. von Hanna Delf von Wolzogen und Richard Faber). Jetzt verlegt er in diese Landschaften ein Abenteuer von drei interdisziplinären Studenten aus Oklahoma, Auckland und Berlin, die im Rahmen einer wissenschaftlichen Kurzzeitmission der Vereinten Nationen nach einer fiktiven Friedensbotschaft Fontanes forschen. Wenn es eines Beweises bedurft hätte,»wie international Fontane-Studien geworden sind«(S. 83), dann wird er von James Bade durch seinen gar nicht fantastischen Roman geführt. Die drei Studenten, die sich zu Beginn der Handlung nicht kennen, werden auf drei Kontinenten durch miteinander vernetzte akademische Lehrer auf eine gemeinsame Spur gesetzt. Der Ort der Handlung durchläuft in sechs Eingangskapiteln zweimal den Weg von Oklahoma City über Auckland nach Berlin, bevor der Weg der Studenten in New York gebündelt und wieder nach Berlin und Potsdam ins Fontane-Archiv geführt wird. Erst dann beginnt das eigentliche Abenteuer in Amerika, mit den Elementen eines spannungsreichen Jugendromans – erfolgreiche Schatzsuche, Einbruchsdiebstahl, geheimnisvoller Verfolger, Erdbeben, Lebensrettung. Vorher kommt ein langer erster Teil – ähnlich wie im Fontaneschen Bezugsroman Quitt, dessen Leser den Sprung vom schlesischen Riesengebirge ins amerikanische Indianer-Territorium kurz vor Mitte des Buchs gewöhnungsbedürftig fanden. Dass wir heutigen Leser bei James Bade weniger Mühe mit mehrfachen Sprüngen durch drei Kontinente haben – einer wesentlich komplizierteren Struktur als der einmaligen Brücke zwischen zwei Kontinenten bei Theodor Fontane – liegt eben an der internationalen Vernetzung – nicht nur der Fontane-Studien, sondern des akademischen Betriebs und des Lebens im 21. Jahrhundert überhaupt. Bade bietet an allen Orten der Handlung authentisches Kolorit mit Ortskenntnis aus erster Hand. Weder muss er die Sorge Fontanes teilen,»draufloszuschreiben, ohne Sorge darum, ob es stimmt oder nicht«(Brief an Emilie Fontane vom 3.6.1885), noch hat er wie der märkische Meister Kritik zu fürchten, die Beschreibung des Indianerterritoriums sei»ein weitgehend Fontanes Fantasie entsprungenes Amerika«(Christian Grawe im FontaneHandbuch 2000). Bade kennt seine Schauplätze bis ins Detail. Mitunter prunken seine Protagonisten mit Ortskenntnis wie allwissende Reiseführer (»These gardens were designed for a Russian colony in the shape of St. Andrew’s Cross, which by the way is the Scottish national flag«). Manchmal
Heft
(2020) 109
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