Heft 
(2020) 109
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154 Fontane Blätter 109 Rezensionen diesmal die seine Bände begleitenden Illustrationen von Barbara Grimm. Fontane will und soll allseits wirken und gelesen sein, dabei sich auch durch andere Medien Ausdruck verschaffen. Für den Autor kulminiert die Exege­se unbedingt in Irrungen, Wirrungen mit dessen»Besonderheitssigel«, wie es im ersten Satz seines»Vorab«-Textes heißt und zwar aufgrund jener »Schlusspointe, die wie ein Paukenschlag wirkt und nachhallt«:»Gideon ist besser als Botho«(S. 7). Der Verfasser scheut nie die großen Metaphern und mischt diese andererseits mit einer oft frappierend kräftig alltäglichen Spra­che, wenn er seine Anliegen vorträgt. Die langanhaltenden Frustrationen der nicht von vornherein offenen Türen der offiziellen Fontane-Forschung (vgl. S. 267, Anm.4 als ebenso deutliche wie kryptische Abrechnung) spielen eine Rolle genauso wie das Bewusstsein, dass er es mit dieser denn doch auf subtile Weise an manchen Stellen aufnehmen und sie bereichern kann. Schließlich geht er in seiner Zitierweise mit den ›Fachleuten‹ genauso fami­liär verknappend und selbstverständlich um wie mit sämtlichen Fontane­Texten und allen Romangestalten, als sähe er sie bei sich um die Ecke und gäben sie ihm jederzeit ein vertrauliches Interview. Doch vor allem ist die private Vermittlung in meistens kurzen Abschnitten an den interessierten Zuhörer sein Anliegen. Und die scheint ihm, gerade wegen ihres unge­wöhnlichen Charakters, in der Regel gelungen; für diese muss man ihm Er­folg wünschen. Wie vorsichtig-kleinschrittig und rekapitulierend er vorgeht, zeigt be­reits nach den beiden bedeutungsvollen Mottos und dem genannten»Vorab« das gründliche Inhaltsverzeichnis, das nur die immerhin sieben Gedichte nicht verzeichnet: Sie bilden die intime Atempause im jeweiligen»Intermez­zo«, wovon es sechs gibt(»Nymphe schaut«,»Ortskenntnis«,»Heimkehr«, »Grenzgänger«,»lesezeichen« und»begebenheiten«, S. 92, 119, 180 f., 211, 219 und 237), und schließlich als Endpunkt sprich»nachklang« des ganzen Bandes(S.[496]). So kleinteilig vieles erscheint, insgesamt handelt es sich für jedermann augenscheinlich um eine große Sammlung, die allem gerecht zu werden versucht, was er weiß und empfindet und was gewissermaßen auf der Halde lag, überarbeitet wurde und einer öffentlichen Nutzung oder Ver­wendung noch harrt. Das gilt natürlich vor allem für den literarischen Ab­schluss des Buches, trifft aber auch die neu gewichteten Variationen seiner Interpretationen und Deutungen, mit denen er sich selbstbewusst in die Tra­dition der Fontane-Forschung einreiht. Teil I, mit»Aufsatzreihe« über­schrieben, bietet acht Aufsätze, deren Titel und Untergliederungen seinen Lesern nicht völlig unbekannte Aspekte darbieten und sprechend darauf verweisen, um was es dem Autor immer wieder vertiefend geht: Sie widmen sich etwa Käthes Reise nach Schlangenbad; behandeln Lene als Melusine; weiterhin deren»Einbildung«; gelten der»jüdischen Figuration«, die uns bei Fontane keineswegs kalt lässt in ihrer ›verschlüsselten‹ Weise untergrün­digen Hinweises auf die ihm verdächtige»offenbarste Judenherrschaft«;