Dokumente zur Bestandsgeschichte 9 um 1945 ihren Ausgangspunkt hat. Allerdings fehlen noch viele wichtige Puzzlesteine, die durch eine systematische Aufarbeitung der Geschichte des Bestandes und der Bemühungen um die Rückgabe von vermissten Objekten des Archivs zusammengetragen werden müssen. Diese Geschichte ist Teil einer allgemeinen Überlieferungsgeschichte des auf viele Einrichtungen und Privatpersonen verstreuten Nachlasses Theodor Fontanes, die nur durch gemeinsame Anstrengungen der öffentlichen Einrichtungen in ihrer Komplexität erforscht werden kann. Kriegsjahre und Auslagerung am 26. April 1944 Das Fontane-Archiv gehört zu den besonders von Kriegsverlusten betroffenen Sammlungen. Der größte Teil des Bestandes an Original-Handschriften ist während des Zweiten Weltkrieges bzw. in der unmittelbaren Nachkriegszeit abhanden gekommen. Nur weniges ist in den Jahrzehnten seit dem Kriegsende wieder aufgetaucht, einiges davon wird heute wieder im Theodor-Fontane-Archiv verwahrt. Von vielem fehlt nach wie vor jede Spur. Vorsorglich waren die wertvollen Originale 1944 in das Provinzialgut Rotes Luch 6 bei Müncheberg ausgelagert worden. Als sie geborgen wurden, war der wertvolle Handschriften-Bestand erheblich dezimiert. Bei der Bestandsaufnahme in den 1950er-Jahren zeigte sich, dass zum Beispiel von den 950 Familienbriefen, die Hermann Fricke 1937 in seinem Verzeichnis aufgeführt hatte, nur noch 12 Stück vorhanden waren. Auch die Verluste in den anderen Bestandsgruppen waren vergleichbar dramatisch. Umfangreiche Manuskriptkonvolute fehlten vollständig oder hatten sich nur in Teilen erhalten. Von den 14 Wirtschaftsbüchern, die Emilie Fontane während des gesamten Ehelebens geführt hat, waren nur noch acht vorhanden. Das sog. Tunnelalbum fehlte, die beiden Fotoalben und andere Erinnerungsstücke waren spurlos verschwunden. Die Erschließungsmittel, die Friedrich Fontane erarbeitet hatte, wurden ebenfalls vermisst. Die Verluste gerade in den wertvollsten Bestandsgruppen des Archivs waren verheerend. Die Bezeichnung Theodor-Fontane-Archiv wurde bereits für den Nachlass Fontanes verwendet, als er sich noch im Besitz der Erben befand. Als Institution öffentlicher Hand wurde das Archiv durch die Übernahme des Restnachlasses begründet, der nach der Auktion vom 9. Oktober 1933 bei Meyer& Ernst 7 immer noch einen beachtlichen Umfang hatte. Der Kaufvertrag wurde am 20. Januar 1936 8 zwischen der Provinzialverwaltung und Friedrich Fontane geschlossen, nachdem die Bedingungen bereits am 18. Dezember 1935 in einem Vorvertrag 9 fixiert worden waren, der im Namen der Erben von Friedrich Fontane, für den Oberpräsidenten des Landes von Hermann Fricke gezeichnet ist. Der 18. Dezember 1835 gilt als Gründungsdatum des Theodor-Fontane-Archivs. Die Übergabe des wesentlichen Teils
Heft
(2020) 110
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten