Heft 
(2020) 110
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Dokumente zur Bestandsgeschichte 17 Fontane-Nachlaß. Nach der Auktion bei Meyer u. Ernst am 9. Okt. 1933, auf der der Haupt­bestand des Fontane-Nachlasses angeboten wurde, gingen die Stücke, die nicht versteigert wurden, an den jüngsten Sohn Theodor Fontanes, Friedrich Fontane, zurück. Von ihm erwarb im Januar 1936 der Ober­präsident der Mark Brandenburg(Verwaltung des Provinzialver­bandes) Berlin, Matthäi-Kirch-Straße, mit Kriegsbeginn Potsdam, Alte Zauche 67, diesen Bestand an Fontane-Handschriften. Sie bildeten den Hauptbestand des Theodor Fontane-Archivs(später Brandenburgi­sches Schrifttumsarchiv benannt). Nach dem Tode Friedrich Fontanes kam noch ein kleiner Rest an Fontane-Handschriften aus dessen Nach­laß hinzu; die Erinnerungsstücke gingen an das Ruppiner Heimatmu­seum. Die Handschriften sind von mir in den Jahren 1937 ff geordnet und verzeichnet und bis zu ihrer Verlagerung betreut worden. Die ein­zelnen Stücke lagen in Umschlagbogen, auf denen Signatur, Eigen­tumsvermerk und genaue Handschriftenbeschreibung stand. Die zu­sammengehörigen Manuskripte, Briefe, Theaterkritiken pp. waren in Mappen zusammengefaßt, die nochmals mit Signatur und Eigentums­vermerk versehen waren. Der gesamte Nachlaß wurde in Stahlschrän­ken aufbewahrt. Die einzelnen Handschriften dagegen trugen zur Schonung keinerlei Eigentumsvermerk. Mit Beginn der Bombardierung Berlins wurde der Handschriftenbe­stand zunächst an günstiger Stelle im Keller sichergestellt, später bei weiterer Verschärfung des Krieges, meiner Erinnerung nach Frühjahr 1944, auf das Provinzialgut Rotes Luch bei Münchsberg in der Mark Brandenburg verlagert. Auf dem Gut befanden sich damals in der Haupt­sache ausländische Arbeiter und Frauen. Im Frühherbst 1945 gelang es mir, mit einem Wagen der Schulverwaltung der Brandenburgischen Provinzialregierung an den Verlagerungsort zu gelangen. Durch Frau Roebel, Neuenhagen bei Berlin, erhielt ich einige Angaben über das Vor­gefallene. Die Besatzung hatte die Schränke geöffnet und geleert, da man sie zur Unterbringung des Proviantes benötigte. Frau Roebel, die als Erntehilfe auf dem Gute eingesetzt war, fiel es auf, daß einige Mäd­chen auf dem Felde Bänder zum Zusammenbinden des Haares benutzt hatten, die sich als Kranzschleifen von Fontanes Grab herausstellten. Als sie der Sache nachging, gelang es ihr, einen kleinen Rest, in der Hauptsa­che Erinnerungsstücke, aus dem Fontane-Archiv sicherzustellen. Bei meinem Eintreffen auf dem Gut, zusammen mit Frau Roebel, waren auch diese zunächst nicht auffindbar. Systematische Nachsuche in den Ort­schaften der Umgebung und eingehende Verhandlungen mit den betref­fenden Bürgermeistern förderten sie in einem Keller in Buckow wieder zutage. Frau Roebel bezeugte mir, daß das Aufgefundene der gesamte von ihr seinerzeit sichergestellte Bestand sei. Er wurde wieder nach