74 Fontane Blätter 110 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes beschlagen und wie boshaft entstellend seine Züge eines mennonitischen Ältesten sind, muß jedem Leser bei einigem Nachdenken klar werden. Wir kommen in der nächsten No. auf das Werk noch einmal zurück. w. Das hier erwähnte Buch – von beinahe 400 Seiten, kann auf Verlangen durch die Redaktion importiert werden. Preis gebunden$1.25. Wenn von hier mit der Post versandt-$1.35. Monatsblätter aus Bethel College 8, no. 6(Juni 1903): 64–65. Eine Karrikatur der mennonitischen Indianer-Mission empörendster Art liefert Fontane in seinem in der vorigen Nummer erwähnten Roman, der einen doch fragen läßt, wie ein sonst ehrenwerter Litterat so sachlich unrichtiges Zeug zusammenschmieren kann. Er läßt den aus Deutschland gekommenen Lehnert bei dem Altesten Obadja Hornbostel Aufnahme finden und hier all die religiösen Gebräuche der Gemeinde und Mission beobachten. Lehnert bemerkt, daß im September, wo das Getreide zur Eisenbahn geschafft oder in Flachkähne verladen wird, um den Red River hinabzugehen, speziell kirchliche Arbeiten für Obadja kommen. Verschiedene Konferenzen finden statt, an denen die Mennoniten aus NogatEhre, Kansas und Dakota teilnehmen. Es ist ein Kommen und Gehen, das den ganzen Hausstand in Atem hält. Schließlich verreist der alte Obadja noch nach Halstead, Kansas, wo seine Tochter Ruth auf der Schule gewesen ist, und wo über daheim stattzufindende Festlichkeiten beraten wird. Lehnert wendet sich schließlich an die andern Hausinsassen, und besonders den philosophischen Franzosen mit der Frage, was denn das alles zu bedeuten habe und was denn los sei. Zunächst heißt es kurz:»Waschung ist los, Mister Lehnert. Washing feet. Und Kettledrums und Gunpowder-Face; well, you know him... and Obadja preaching; and plenty of people.« Darauf kann er sich natürlich keinen Vers machen, und so liefert ihm der Franzose seine Erklärung der kommenden Dinge. Die letzten Septembertage seien die bedeutendsten Zeiten von Nogat-Ehre. Dann komme alles Mennonitische, was auf fünfzig Meilen in der Runde zu finden sei, zusammen, und dann gäbe es im Betsal große Aufführungen. Einem zivilisierten Geschmack könne die Sache eigentlich nicht genügen; da man indes eine wirkliche Komödie nicht haben könne, so sei solch Heiligensabbat immer noch das Beste, was hier an Unterhaltung geboten werde. Die Sache beginne mit einer Art Vorfeier, und zwar mit der sogenannten Fußwaschung, bei der Obadja den Heiland spiele. Beiläufig gut genug, nur um 100 Jahre zu alt. Diese Festlichkeit fände abends statt. Am nächsten Tage komme der Glanzpunkt des Programms. Dann sei das Tabernakel so gefüllt, daß kein Apfel zur Erde fallen könne; wo noch Lücken seien, würden ein paar Indianer hingesteckt. Endlich erschei-
Heft
(2020) 110
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