Heft 
(2020) 110
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106 Fontane Blätter 110 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte namen symbolisierte und seitens der Babylonier erwünschte Assimilation schlägt in seinem Falle fehl. Anzuneh­men steht freilich, dass Catherine Gore so tief in die Namensexegese nicht eintauchte und Abednego v.a. aufgrund seiner Exotik wählte, womit sie einen Juden als»Juden« mit einem Namen belegte, der definitiv nicht»jüdisch« ist und aufgrund seiner Exotik für einen größeren Leserkreis auch schwerlich konnotiert sein konnte. Fontane wäre in seiner später erreichten Kunst der Verwendung von Personennamen Vergleichbares bestimmt nicht unter­aufen. Über»preziöse« und»Certificats­namen« jüdischer Figuren bei Fontane vgl. demnächst die Dokumentation zur Fontane-Tagung in Potsdam 2019 (erscheint 2021). 10 Mrs. Gore[Catherine Grace F.]: The money-lender , 3 vols. London 1843. 14th thousand, London 1854, außerdem London/New York 1857. Ich zitiere im Folgenden nach der Ausgabe von 1854. In einer New Yorker Zeitschrift( Brother Jonathan , 10.01.1843, S. 1–48) war der Roman unter dem Titel Abednego. The Money-lender. First American Edition Anfang 1843 publiziert worden. Ob ggf. ein britischer Zeitschriften(vor)abdruck ebenfalls unter diesem um den Personen­namen erweiterten Titel erschien, bliebe zu überprüfen. Dies könnte ein Hinweis auf die Vorlage sein, mit der Fontane gearbeitet hat, der ja seinerseits den Personennamen»Abednego« in den Titel setzte. 11 Dieser Datierungsannahme folgt auch FChronik I, S. 59. Der kurze Eintrag in Fontanes Notizbuch C6, Bl. 40r, an­lässlich seines Besuchs in Hildburghausen im Sommer 1873 lautet:»Meyers großes bibliographisches Institut,(wahrscheinlich derselbe Meyer, von dem ich 1843 in Letschin, als ich ›the Moneylender‹ übersetzt hatte, den famosen Brief erhielt).« Theodor Fontane, Notizbücher, online-Edition, https://fontane-nb.dariah. eu/edition.html?id=%2Fxml%2Fdata% 2F1zzdq.xml&page=40r&target= Moneylender(Beta-Version, 17.06.2020). Nürnberger/Storch, wie Anm. 7, beziehen»den famosen Brief« Meyers auf Fontanes Übersetzungsarbeit und schließen auf eine seinerzeitige Ableh­nung Meyers, die Arbeit zu publizieren. 12 Nürnberger, wie Anm. 6, S. 160; Pniower, wie Anm. 5, S. 4. 13 Mrs. Gore: Der Geldverleiher . Deutsch bearb. von Ludwig Hauff, 7 Bändchen. Stuttgart 1846. 14 Über diese Gattung und die Position Catherine Gores unter ihren Vertretern: Nürnberger, wie Anm. 6, S. 162–165. 15 Pniower bezeichnet die Übersetzung Fontanes im Vergleich mit der»hölzernen, schwerfälligen und schwer lesbaren« Hauffs(wie Anm. 13) als»ganz ausge­zeichnet«,»äußerst flüssig und gewandt«. Durch ihre bearbeitenden Eingriffe sei sie auch mehr als eine»einfache Überset­zung«; Pniower, wie Anm. 5, S. 4 f. Nürnberger urteilt noch deutlicher: »Übrigens lehrt schon der erste Vergleich mit der Übersetzung von Ludwig Hauff die ebenfalls als Übertragung gewürdigt sein will, über wieviel erzählerische Fertigkeit der junge Fontane doch schon verfügte. In der Übersetzung von Hauff darf der Roman heute als nahezu unlesbar gelten.« Nürnberger, wie Anm. 6, S. 160 f. 16 Unter diesen auch die im Tunnel kontrovers diskutierte Übertragung einer Ritualmord-Ballade aus der Percy-Samm­lung, The Jews Daughter ; dazu Günter Häntzschel:» Die Jüdin «. In: Helmut Scheuer(Hrsg.): Gedichte von Theodor Fontane. Interpretationen . Stuttgart 2001, S. 67–79.