Heft 
(2020) 110
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134 Fontane Blätter 110 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Die Straßenfront der Kirche in der Klosterstraße um 1780 Gemeinde bleiben. Er ließ sich mit der um ein Jahr jüngeren Schneidermeis­terswitwe Sophia Deubel also zwar evangelisch trauen, eine Haustrauung, gab den Konfessionsunterschied aber an.»Er ein Franzose, sie lutherisch«, heißt es in dem Eintrag der Jerusalemkirche vom 14. Oktober 1790. Und auch noch eine besondere Gebühr ist vermerkt.»Hat bei der Colonie bezahlen müssen zwölf...« steht mit einem unklaren Zusatz neben dem Betrag, der von der Kirche für die Haustrauung verlangt wurde. 3 Was die Zahlung an die Kolonie bezweckte, ist aber klar: die Kinder der Ehe sollten zur Französi­schen Kirche gehören. So wurde der am 24. März 1796 geborene Louis Hen­ri, Fontanes Vater, denn auch französisch-reformiert getauft, nämlich am 17. April in der Schlosskirche von Köpenick. 4 Pierre Barthélemy Fontane war als Privatsekretär des Preußischen Kronprinzenpaares und ab 1797 der namhaften Königin Luise offenbar für längere Zeit auf Schloss Köpenick abgestellt. Die Taufe in der Schlosskirche war jedoch kein Privileg, sondern diese der Köpenicker Französischen Gemeinde von Anfang an als Gottes­haus zugewiesen. Auch seine zweite Ehe ging Fontanes Großvater seine erste Frau war 1797 gestorben mit einer evangelisch-deutschen Frau ein, der viel jüngeren Anna Maria Reimann. Auch diese Ehe wurde evangelisch geschlossen, nämlich am 17. März 1799 in der Berliner Bethlehemskirche, nur diesmal ohne Berührung des Konfessionsunterschiedes und auch ohne einen Zah­lungsvermerk. Der beim ersten Mal gezahlte Betrag stellte die Zugehörigkeit Pierre Barthélemys und seiner Nachkommen zur Französischen Kirche auf Dauer sicher. Auch der Sohn aus dieser Verbindung, der am 8. Dezember 1801 geborene August, konnte also wieder französisch-reformiert getauft werden, und zwar ebenfalls in Köpenick, weil offenbar der Vater ­weiterhin