Die Fontanes und»ihre« Französische Kirche Seiler 135 im Schloss beschäftigt war. 5 Das wurde dann Fontanes»entzückender Onkel August«, wie er ihn in Von Zwanzig bis Dreißig so wunderbar anschaulich porträtiert. 6 Sein Vater, der Königliche Privatsekretär, wurde 1826 durch die Französische Kirche auch bestattet und bekam ein Grab auf deren Friedhof vor dem Oranienburger Tor. In der mütterlichen Linie von Fontanes Vorfahren stand die Zugehörigkeit zur französisch-reformierten Gemeinde demgegenüber nie in Frage. Die Mutter, eine geborene Labry, kam 1797 als Tochter eines»französischen« Berliner Seidenkaufmanns zur Welt, der seinerseits auch eine Frau mit überwiegend französischen Vorfahren geheiratet hatte. 7 Hier kommt erstmals auch eine Verbindung zur Klosterkirche in den Blick. Pastor Pajon, der dieses Großelternpaar am 15. November 1794 traute – eine Haustrauung –, war Prediger an eben dieser Kirche. 8 Doch schon die Taufe von Fontanes Mutter am 21. Oktober 1798 fand in einer anderen, in der Friedrichswerderschen Kirche statt. Vielleicht, weil es von der Wohnung der Labrys in der Breiten Straße nach dort näher war, vielleicht auch, weil in der Klosterkirche der Pastor gewechselt hatte. Denn es war dies auch die am wenigsten ansprechende unter den Berliner Französischen Kirchen. Vormals eine Königliche Reithalle,»langer Stall« genannt, galt sie in der nach Westen sich ausdehnenden Stadt mehr und mehr als ein Schandfleck. 1831 trat deshalb nach siebenjähriger Stilllegung der noch heute vorhandene Schinkel’sche Backsteinbau an ihre Stelle. Mit ihm allerdings endete nach einigen Jahren auch die Nutzung als Französische Kirche, die zunächst eine doppelte zusammen mit einer deutschen Gemeinde gewesen war. 9 Der»lange Stall« auf dem Schleuen-Plan von 1757
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(2020) 110
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