Heft 
(2020) 110
Einzelbild herunterladen

Die Fontanes und»ihre« Französische Kirche  Seiler 137 3. Fontanes Eintritt in die Berliner Französische Gemeinde Als Fontane mit knapp vierzehn Jahren in die Stadt seiner Vorfahren ein-, man kann auch sagen: heimkehrte, wäre seine Rückmeldung in der Franzö­sischen Gemeinde von jedermann verstanden worden. Abgesehen von der Glaubensfrage wer französische Vorfahren hatte, war in Berlin jemand, und dies umso mehr, als jedes Jahr Zigtausende Zuwanderer von überall her neu dort Fuß fassten. Wie lässt sich verstehen, dass er mit diesem Schritt drei Jahre gewartet hat? Am Alter jedenfalls lag es nicht. Er war mit siebzehn Jahren nicht anders minderjährig als mit vierzehn, brauchte also in jedem Fall die elterliche Befürwortung. Es wird kein Vorsatz gewesen sein, aber vielleicht sah er die Chance, sich den Konfirmandenunterricht dadurch zu ersparen. Als er im Herbst 1833 das Gymnasium in Neuruppin verließ, könnte er zwar kirchlichen Unterricht dort schon empfangen ha­ben, war mit der Konfirmation aber noch nicht an der Reihe. Frühestens zu Ostern 1834, wahrscheinlich sogar erst 1835 hätte er sich konfirmieren las­sen können. Die Konfirmation in einer evangelischen Kirche hätte aber auch bedeutet, dass ihm die Aufnahme in die französisch-reformierte Ge­meinde für immer verwehrt gewesen wäre. Frühere Mitglieder dieser Ge­meinde, so die Regelung, die»genöthigt waren, sich an einem Orte nieder­zulassen, wo keine französische Kirche ist«, konnten bei ihrer Rückkehr nach Berlin umstandslos in»ihre« Gemeinde wieder eintreten. Das galt auch für ihre Kinder, außer sie wären, wie ausdrücklich festgelegt war, »durch die Abendmahlsfeier zur deutschen Kirche übergegangen«. 10 Natür­lich hätte Fontane den Besuch des evangelischen Konfirmandenunterrichts in Berlin fortsetzen und ihn sich ohne Konfirmation bei den Reformierten dann anrechnen lassen können. Danach wird ihn aber nicht verlangt haben, und sein Onkel August wäre der Letzte gewesen, ihn dazu zu drängen. Sein Eintritt in die Französische Gemeinde war absehbar, der Anspruch verfiel nicht, also war es nicht schlimm, wenn er damit noch wartete. Was nun aber überhaupt nicht in Frage kommt, so oft es auch angenom­men wird, dass er sich in der Französischen Gemeinde konfirmieren lassen konnte, ohne zuvor in diese Gemeinde eingetreten zu sein. Immer wieder aber vermutet man eine»französische« Konfirmation im Frühjahr 1836, ob­wohl jedenfalls seit 1980 bekannt ist, dass es erst im November 1836 zu sei­ner Aufnahme dort kam. Tatsächlich auch findet sich sein Name unter den Konfirmanden dieser Kirche nicht, und Fontane selbst hat auch nie geäu­ßert, konfirmiert worden zu sein. Nur an einer einzigen Stelle spricht er vage davon, dass er»in frühen Tagen... mit jungen Leuten aus den alten Kolonis­tenfamilien, mit Jordans, Devarannes, Chartons, Briets, Sarres, erst auf der Schul- und dann auf der Konfirmandenbank« gesessen habe 11 , was in sei­nem Fall jedoch schon wegen der unterlegten Kontinuität von Schul- und Konfirmationsbekanntschaften skeptisch stimmt. Doch sogar noch jüngst