Heft 
(2020) 110
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Die Fontanes und»ihre« Französische Kirche  Seiler 141 August Fournier(1800–1874) rische Werke galt. Wenn Fournier bekennt, nach Fontanes Gedanken inzwi­schen auch seinen Dichtungen etwas abgewinnen zu können, scheint er in diesem Punkt sogar schon grundsätzlich anderer Meinung geworden zu sein. Vorhergegangen war diesem Austausch im Oktober 1850 Fontanes Trau­ung. Ob die vier Jahre jüngere Emilie Rouanet-Kummer lieber in einer ande­ren als in der kargen Klosterkirche geheiratet hätte, entzieht sich dem Ein­blick. Mit Fournier jedoch hat sie sich von Anfang an gut verstanden.»Meine Braut«, erinnert sich Fontane, machte»einen überaus günstigen, beinah heitren und wie zur Schelmerei stimmenden Eindruck auf ihn, so daß er uns sofort in sein Herz schloß und, statt uns herabzudrücken, uns erhob und ermutigte«. 18 Dass Emilie lutherisch getauft und im Herbst 1839 auch noch so konfirmiert worden war 19 , wirkte sich nicht aus, weil sie als Ehefrau um­standslos der reformierten Gemeinde beitreten konnte. Es verstand sich deshalb von selbst, dass man in der Folge auch die Kinder von Fournier taufen ließ. Selbst als die Wege zur Klosterkirche weiter wurden mehr als fünf Kilometer von 1863 an, als die Familie in die Nähe des Potsdamer Plat­zes zog, wurde die Verbindung aufrechterhalten. Allerdings wurden dann nur noch Haustaufen bestellt, lediglich der erste Sohn, der 1851 geborene George Emile, und der 1856 geborene Theodor wurden zur Taufe in die Klosterstraße gebracht. Haustaufen kosteten natürlich extra, aber da an Taufsonntagen immer mehrere Eltern oder gar Dutzende mit ihren Kindern zum Taufen anstanden, meistens»Volk« und auch noch ledige Mütter darun­ter, kaufte man sich, soweit man es konnte, ganz gern von solcher Nähe frei. Haustaufen wurden allerdings auch vorgenommen, wenn ein Kind krank war oder es der Mutter nicht gut ging oder gar eine Totgeburt zu befürchten war. Für diesen Fall waren die Pfarrer zumal in katholischen