Heft 
(2020) 110
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Die Fontanes und»ihre« Französische Kirche  Seiler 145 Dass Fournier die durch sämtliche Zeugen beeidete Ohrfeige wiederum be­stritt, d.h. durch seinen Anwalt bestreiten ließ, und lediglich eine zufällige Berührung für möglich erklärte, trübt Fontanes Bild von einem aufrechten, durch und durch ehrenwerten Charakter der»alten Garde« doch ein. Nicht nur, dass er einer jungen Frau und bezeichnenderweise nur ihr ­wegen ihrer»anderen Umstände« ganz unverhältnismäßig zugesetzt hatte, er war auch nicht bereit, das zuzugeben oder gar sich zu entschuldigen. Die öffent­lichen Reaktionen zeigen aber, für wie unzulässig man solche Maßregelun­gen durch die Kirche damals schon hielt. Viele Zeitungen berichteten von dem Fall,»weit über die Grenzen Europas hinaus«, wie der Verteidiger re­gistrierte, und die von der Frau erlittene Fehlgeburt wurde zum Indiz für einen erbarmungslosen kirchlichen Moralismus. 25 Auch die Französische Gemeinde reagierte und ließ Fournier keine an­dere Wahl, als in den Ruhestand zu treten. Seine Verabschiedung am 25. September 1870 ist einer der wenigen Gottesdienste, deren Besuch Fontane selbst erwähnt. Das, woran er sich achtundzwanzig Jahre später erinnert, hat mit dem, was Fournier in seiner Predigt sagte, allerdings nur wenig zu Die Klosterstraße 1913 in einem Foto von Max Missmann. Die Fassade rechts bis zu den Erkern ist die des Vorderhauses der Französischen Klosterkirche.