Die Fontanes und»ihre« Französische Kirche Seiler 147 dem Cazalet Direktor war, und wohnte nahe am Gendarmenmarkt in einem Internat. Von dort aus besuchte er auch das Französische Gymnasium. Als er sich 1875 entschloss, statt Theologie Jura zu studieren, hatte das für Fontane allerdings die verdrießliche Folge, dass die Kolonie die Seminarkosten von 960 Mark zurückforderte. 31 Zu Ostern 1876 dann wurde in der Klosterkirche Tochter Martha konfirmiert und fünf Jahre später auch noch Friedrich, der Jüngste. Der Kontakt zu Cazalet war durch diese Familienereignisse immerhin eng genug geworden, dass Fontane wie vormals bei Fournier auch bei ihm gelegentlich zu einer Visite vorbeiging. 32 George Emile heiratete auch noch in der Klosterkirche, 1886 getraut von dem neuen Prediger Tournier, der den verstorbenen Cazalet ersetzte. Dass die vierzehn Jahre jüngere Braut, die Justizratstochter Martha Robert, ihm in diese Kirche folgte und nicht umgekehrt er ihr sich anschloss, hatte mit ihrer besonderen konfessionellen Vorgeschichte zu tun. Ihre Familie war katholisch, stammte aus Bayern und hatte sich zudem in einer echt bayrischen Mission in Berlin angesiedelt: der Großvater sollte mit Unterstützung des bayrischen Königshauses das bayrische Bier in Berlin verbreiten. Zu diesem Zweck erhielt er in Spandau ein Erbpachtgrundstück und eröffnete dort 1842 einen Bierausschank. Daraus entwickelte sich der berühmt-berüchtigte »Spandauer Bock«, ein Großlokal mit Brauerei, zu dem die Berliner an freien Tagen bald zu Tausenden hinauspilgerten. 33 Der Gründer, Conrad Bechmann, überließ das Unternehmen 1860 zwar seinen Söhnen, bestand aber darauf, dass die Nachkommen katholisch blieben. Als nämlich seine Tochter Emma 1863 einen Protestanten heiraten wollte, eben den späteren Justizrat Carl Robert 34 , musste sie sich nicht nur katholisch trauen lassen, sondern der Die Klosterkirche als Hinterhaus 1942
Heft
(2020) 110
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