Heft 
(2020) 110
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Die Fontanes und»ihre« Französische Kirche  Seiler 149 Eine Anzeige in der Vossischen Zeitung vom 3. Juni 1890 gemeinsame Grabstätte finden konnte. Als Carl Robert 1890 mit nur 64 Jah­ren starb, entschied sich seine Frau fraglos mit seinem Einverständnis gewissermaßen für seine Heimholung in den Protestantismus. Ein von ihr bezahlter, man kann auch sagen: bestochener Pfarrer»nahm es auf sich«, so Fontane,»einen Katholiken auf dem orthodoxen Matthäikirchhof mit ein­zuschmuggeln«. Er unterzog sich aber, wie er fand, der Aufgabe mit»rühm­lichem Geschick«. Alles sonst jedoch an dieser Beerdigung wirkte»absolut todt« auf ihn,»und dazu dieser gräßlich schöne Gesang von Kerlen, die hin­ter einer Lorbeerhecke stehn und sich schon auf das Seidel freun, das sie unterwegs im ›Augustiner‹ trinken wollen«. 38 Immerhin bezog er den Kirch­hof danach noch in eine Romanhandlung ein: Die Poggenpuhls blicken von ihrer Wohnung aus stolz auf seine Erbbegräbnisse, weil sie sich besserer Familienzeiten durch sie erinnern. Emma Robert aber, die Witwe, konnte sich 1918 sie war zwanzig Jahre jünger dann regulär an der Seite ihres Gatten dort beisetzen lassen. 39 Hatte sich George Emile auch in der Klosterkirche noch trauen lassen, so kam das für seinen Bruder Theodor nicht mehr in Betracht. Er war als Inten­danturassessor des Preußischen Heeres nach Münster beordert worden, lernte dort die neun Jahre jüngere Tochter eines Oberpostdirektors kennen und heiratete sie am 5. Oktober 1886 in der Münsteraner Garnisonkirche, der einzigen evangelischen Kirche von Münster damals überhaupt. Martha Soldmann war auch keine Münsteranerin, sondern in Dortmund zur Welt gekommen, ihr Vater als preußischer Postbeamter erst über verschiedene Dienstorte zuletzt in Münster gelandet. Fontane und seine Frau, aber auch George Emile und Martha nahmen an der Hochzeit teil. Zur Taufe der bei­den in Münster geborenen Kinder, Otto 1887 und Gertrud 1889, kamen sie allerdings nicht mehr, übernahmen aber Patenschaften. So lernten sie die Enkel erst kennen, als die Schwiegertochter 1888 einmal zu Besuch kam und 1890 Theodor mit seiner Familie nach Berlin zurückkehrte. Etwas anders hätten sich die Dinge bei dem dritten Kind, der im Mai 1896 geborenen Enkeltochter Martha darstellen können. Nach zwei Jahren