Heft 
(2020) 110
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Die Fontanes und»ihre« Französische Kirche  Seiler 155 Blick auf die Stelle, an der die Kloster­kirche stand (© Google Earth 2020) durch Freude, und machte aus ihm ein als»Haus der Länder« bezeichnetes Filmtheater. Gezeigt wurden Erbauungs- und Belehrungsfilme der NSDAP, ob nun der Französischen Gemeinde genehm oder nicht. 55 Das blieb so, bis immer mehr von der Stadt den Bombardierungen zum Opfer fiel und eines Morgens auch die Klosterkirche nur noch ein Trümmerhaufen war. Von 1947 an wurde das gesamte Carré zwischen dem Neuen Stadthaus und dem Roten Rathaus, in dem sie gestanden hatte, abgeräumt. Neben so vielen anderen, markanteren Gebäuden, die in Berlin verloren gingen, hat man sie nach dem Krieg aber auch nicht mehr vermisst. Unscheinbar, wie sie immer gewesen war, geriet sie mehr und mehr in Vergessenheit, nicht ein­mal die Fontane-Literatur ist sich ihrer Existenz immer bewusst. Es kommt vor, dass die ebenfalls an der Klosterstraße gelegene Parochialkirche als Fontanes»Klosterkirche« bestimmt wird, oder man stellt sich den Französi­schen Dom als Fontanes Kirchenplatz vor. 56 Das ist auch nicht weiter schlimm. Wenn man bedenkt, wie viel öfter in Fontanes Werk andere Berli­ner Kirchen in den Blick kommen die Nikolaikirche in LAdultera oder die Parochialkirche in Frau Jenny Treibel, die Jakobikirche in Irrungen, Wirrun­gen oder die Garnisonkirche im Stechlin, so sieht man, dass auch er selbst den Bau für nicht weiter bemerkenswert hielt. Wer allerdings weiß, welche Rolle er in seinem Leben gespielt hat, möchte eine Erinnerung an ihn doch bewahrt sehen, und so musste von der Klosterkirche hier einmal ausführlich die Rede sein.