Heft 
(2020) 110
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Christoph Wegmann: Der Bilderfex  Aust 175 Als erster Fontane-Leser will Wegmann alle»Bildobjekte« ausstellen, die in Fontanes Romanen vorkommen, unabhängig davon, ob sie konkret genannt oder nur vage erwähnt werden; selbst was Fontanesche Figuren gesehen haben könnten, rückt in den Blick und wird gezeigt. Wegmann hat die be­treffenden Textstellen ausgezählt und sogar statistisch bewertet(zu Bild­dichte und Themen S. 566 f.). Gefunden hat er an die 1800 Stellen, von denen sich allerdings nur 340 auf Gemälde und Skulpturen beziehen, während der Rest im weiteren Sinn bildtragende Gegenstände betrifft. Im Bewusstsein der alltäglichen Rolle vieler Bildgegenstände(gerade auch ihrer Kopien) geht es ausdrücklich um»Kunst und Kram«(S. 17), doch nicht aus Verlegen­heit, sondern wohl wissend, dass Fontane gerade in dieser Hinsicht viele ästhetische Rochaden unternimmt. Im Detail ist zu erfahren, dass die höchs­te Bilddichte überraschenderweise in Grete Minde(21%), Stine und Der Stechlin(20% Textanteil bildbezogener Textstellen), keineswegs aber in LAdultera nachzuweisen sei(S. 16). Wegmanns Museumsführer beginnt mit einer Gebrauchsempfehlung, die beim Durchschreiten der erschlossenen Bildersäle viel Freiheit lässt. Schon vor dem inneren Titelblatt präsentieren sich in gekachelter Form 16 Bildchen als eine Art(magischer?) quadratischer Wegweiser durchs In­nere der sechzehn Räume, die in beliebiger Reihenfolge aufgesucht werden können. Freilich suggerieren bereits die vorangestellten ›Kacheln‹ eine, vielleicht bevorzugte, Bewegung: Der gedruckte ›Gang‹ beginnt mit be­schuhten Füßen, die(blickführend?) fortschreiten; daraufhin erhebt sich der Blick zum ›Bären‹ im Sternbild und senkt sich wieder zum irdischen Tier(dessen gemeintes Geschlecht aber erst später gezeigt wird); es folgen steinerne Figur. essbares Hexenhäuschen und Robinson für Kinder, weiter­hin Litfasssäule, Schädelstätte, Odins Wagen und Uhr mit Hippenmann wahrlich ein buntes Allerlei, aber eigentlich nicht bunt gewürfelt, schlägt doch am Ende eine Pendeluhr auf dem»Boot des Chronos« die Stunde der »letzten Dinge« an. Ein»Vorsaal«, das erste von insgesamt 17 Kapiteln, das nun doch zu Be­ginn gelesen werden sollte, präsentiert 7 repräsentative Schaustücke, die eine Art Kurzfassung dessen bieten, was das Fontanesche Bilderuniversum birgt: Skarbinas Stiefeletten(das angesprochene Bild ist aber verschollen), eine Photographie, die den ›eisernen‹ Kanzler Bein an Bein mit der Sängerin Pauline Lucca zeigt, Wackelkopfpagoden aus Porzellan, eine Bahnstrecken­karte(wie sie St. Arnaud benutzen könnte), das Panorama der Schlacht von St. Privat, Kalenderbildchen vom ›Alten Fritz‹ und einen Hirschgeweihleuch­ter. Das alles sehen, bereden oder behandeln Fontanes Romanfiguren ir­gendwann einmal oder sogar wiederholt. Weit mehr Bildgegenstände und dann thematisch gebündelt bieten die folgenden 16 Kapitelräume(ihrerseits noch unterteilt). Hier treten in der Rolle der»Bildermacher« die»Bastler, Spinner und Malerinnen« auf(welch