Heft 
(2021) 111
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Fontane in der österreichischen Presse  Rasch 21 Die Verlagshandlung hat das Buch höchst elegant ausgestattet. L u d w ig B u r g e r, einer unserer besten und gesuchtesten Illustrateure im militäri­schen Genre, hat es mit vier Porträts der Feldherren und 56 in den Text ge­druckten Abbildungen und Plänen sowie 9 Karten geziert. Diese Illustratio­nen sind von solcher Treue und Sauberkeit in der Ausführung, von so sinniger Composition, daß ihnen hier umsomehr das gebührende Lob ge­spendet werden mag, als es den Illustrateuren ähnlich wie den Dichtern der Operntexte geht: sie werden gewöhnlich für ihre Arbeit mit einer neben­sächlichen Bemerkung abgefertigt. *** 2. Hieronymus Lorm über Fontanes Lyrik Wiener Zeitung.[Beiblatt:] Wiener Abendpost. Wien. Nr. 270, 24. November 1877, Beilage zur Wiener Abendpost, S. 1077 Literarisches Tagebuch. Von Hieronymus Lorm. II. Theodor Fontane. Hedwig Dohm. Die Frauen-Emancipation. In der eben durchblätterten Anthologie von Scherer fand ich wieder einmal den Namen Theodor Fo n t a n e, der zu den Berühmten und dennoch Unge­würdigten gehört. Eines Zeitraumes von mehr als zwanzig Jahren bedurfte es, bevor seine gesammelten Gedichte in zweiter Auflage erschienen(Ber­lin, Wilhelm Hertz), und hält man ihr erstes Auftreten in den Fünfziger Jahren unter so geringer Beachtung mit den Dichterwerken zusammen, die damals allgemein, laut und lärmend den Tag beherrschten, so hat man ein selten so deutlich in die Augen springendes Beispiel für den unverhältniß­mäßigen Unterschied zwischen innerem Gehalte und äußerem Erfolge. Die Gedichte Theodor Fontane´s traten nämlich zu gleicher Zeit mit der »Amaranth« von Redwitz und mit»Was sich der Wald erzählt« von Putlitz vor das deutsche Publikum. Von den letztgenannten beiden Dichtungen konnten nicht Auflagen genug auf den Markt gebracht werden, um dem heißhungrigen Begehre zu genügen, während kaum hie und da das Auge eines Kritikers von den Gedichten Fontane´s gefesselt wurde. Und heute fragt niemand mehr nach den einst so verbreiteten Lieblingsbüchern, Theo­dor Fontane aber tritt von nun an mit seinem siegreichen Talente hervor, und niemand, der ein Urtheil hat, wird seinen Gedichten die Dauer abstreiten, die sich mitten unter dem Wechsel der Moden und Tendenzen als das ewige Moment der Poesie behauptet. Die Specialität Fontane´s ist die B a l l a d e. Ungeachtet der Ueberwuche­rung lyrischer Production haben wir eben so selten gute Balladen wie trotz