Heft 
(2021) 111
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Rezensionen zu Bd. 1.1 87 Erbfeind der deutschen Einheit und Freiheit in einer einzigen großen Ab­rechnung heimzuzahlen. Fortgesetzt schreitet jedoch mit dieser Berufung an das Gemüth und Gefühl die Appellation an den kalten, nüchternen Ver­stand Hand in Hand und wird der Leser auf Grund der bisher beiderseits veröffentlichten authentischen Aufklärungen und Enthüllungen in den Stand gesetzt, die Entwicklung der Begebenheiten bis zu der endlichen Ent­scheidung Zug um Zug zu verfolgen. Aehnlich stellt sich das Verfahren auch bei der Schilderung der kriegeri­schen Ereignisse. Vor Allem aber sind es hier zwei Abweichungen, die sich der Autor von der bis dahin gleichsam traditionellen kriegsgeschichtlichen Darstellung erlaubt hat, und welche nicht nur ihm für seine eigene Darstel­lung und seine Schlachtenausführungen die freieste Gestaltung gewähren, sondern die wegen der ihnen beiwohnenden unleugbaren Vorzüge beinahe unzweifelhaft fernerhin auch die allgemeinste Nachahmung finden werden. Mit durchaus richtigem Tact ist von ihm nämlich einmal ein specielle­res Eingehen auf die Gestaltung des Kriegstheaters und die strategische ­Operationsanlage den Fachwerken überlassen worden. Er bietet darin eben nur so viel, als zum Verständniß der Kriegs- und Schlachtenentwicklung unerläßlich erscheint. Nächstdem hat er noch die bei Schlachtendarstellun­gen altherkömmliche und ohne wie mit beigefügtem Plan doch immer gleich unverständliche und schwerfällige Terrainbeschreibung grundsätz­lich vermieden. Statt dessen finden sich seinem Buche an den betreffenden Stellen in Holzschnitt ausgeführte und stark schraffirte kleine Situations­und Schlachtenpläne eingefügt, welche letzteren, mit dem Verlauf der Schlacht fortschreitend, die Hauptmomente derselben ihren räumlichen und örtlichen Verhältnissen nach so scharf und bestimmt fixiren, und her­vortreten lassen, als durch die Wortbeschreibung niemals möglich gewe­sen sein würde. Es liegt auf der Hand, wieviel durch diese Neuerungen für den leichten Fluß der Darstellung gewonnen werden mußte, und bedarf es nur des Hin­weises auf die zuvor erwähnte Schlachtbeschreibung, um das Gelingen der hierbei verfolgten Absicht hervorzuheben. Nicht minder erweist der Autor auch sonst in jeder Beziehung seine eminente Befähigung in der vollkom­menen Beherrschung der sich gestellten Aufgaben, doch verbietet der hier nur gewährte Raum, auf die Einzelheiten näher einzugehen. Auch will das Buch, um seine Vorzüge zu würdigen und zu erfassen, unbedingt selbst gelesen werden. Es erhebt nicht entfernt den Anspruch, als ein Quellenwerk gelten zu wollen; allein es ist ein Unterhaltungsbuch in einem Sinne, wie ein Geschichtswerk bisher noch selten oder kaum je als ein solches zu gelten vermocht hat, ein Unterhaltungsbuch, das bei der sorgfältigsten Sichtung des Materials zugleich die Bedeutung als eine ebenso wahrheitsgetreue wie vielseitige Bearbeitung der Geschichte des letzten Krieges für sich in An­spruch nimmt. Gerade diese Beschränkung und doch wieder diese Allge-