Heft 
(2021) 111
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88 Fontane Blätter 111 Dossier: Fontanes Der Krieg gegen Frankreich meinauffassung bedingen aber noch, daß zwischen ihm und den neuerdings erschienenen officiellen Darstellungen des letzten Krieges jede Concurrenz ausgeschlossen erscheint. Diese letzteren setzen für ihr volles Verständniß ein nicht geringes Maaß kriegswissenschaftlicher Kenntnisse und die Ab­sicht eines factischen Kriegsstudiums voraus; wer die einen indeß weder besitzt, noch auf das andere abzielt, der wird, wofern er überhaupt für die Kenntniß der furchtbaren Kämpfe ein Interesse besitzt, aus welchen die Neugestaltung des Vaterlandes hervorgegangen ist, gewiß ein Werk will­kommen heißen, das ihm hierzu in so vortheilhafter und anregender Weise die Gelegenheit bietet, und kann denen, welche dies wünschen, die Lectüre des in Rede stehenden vortrefflichen Buches gewiß in erster Reihe und auf das Angelegentlichste empfohlen werden. F. P. 9. Anonym. In: Magazin für die Literatur des Auslandes, 10. Mai 1873. Fontane´s Krieg gegen Frankreich. Der Krieg gegen Frankreich findet noch einmal und zwar in Theodor Fontane einen erschöpfenden Darsteller welcher gleichzeitig das historisch-strategische Element desselben und das sittlich und politisch anregende mit gewandter Feder zu behandeln ver­steht. Vom ersten Bande, dem»Kriege gegen das Kaiserreich«, liegt uns die erste Hälfte»Bis Gravelotte« mit 32 Plänen vor*). Der Verfasser weiß in sei­ner ihm eigenen Art zwischen die pragmatische Darstellung der Ereignisse Schilderungen, welche auf älteren Beobachtungen beruhen oder zu wel­chen neuere Besichtigungen Veranlassung gegeben, einzuflechten, und es ist nicht zu viel gesagt, wenn man von diesem Gesichtspunkte aus der Dar­stellung einen hervorragenden Rang beimißt. Neben dem großen General­stabswerk wird sich kaum, was die Anschaulichkeit der Vorbereitung, der Disposition und der kriegerischen Hauptschläge betrifft, irgend eine ande­re Darstellung halten können. Was aber diesem Werke fehlt, Ruhepunkte zu landschaftlicher Schilderung, historischer Ergehung, die Behandlung von Nebenpunkten mit besonderer Vorliebe, weil irgend eine Aktion sich dra­matisch zuspitzt, das bietet Fontane im reichen Maße. Vortrefflich schildert er die Stimmung in Deutschland bei Anfang des Krieges, wovon wiederum die Beschreibung der Zustände in München ein Meisterstück ist. Ebenso zeichnet sich der Rekognoszirungsritt des Grafen Zeppelin aus, der mit fast romanhafter Schärfe geschildert ist. Fehlt auch den Schlachten bei Wei­ßenburg und Wörth die hohe Uebersichtlichkeit, weil hier der Verfasser allzutief in´s rein Militärische einstieg, ohne doch diesen Stoff selbständig genug zu beherrschen, so trifft dieser Fehler den Kampf um Spicheren nicht.